2004 bin ich mit Andi Tröster und Michl die Mayerlrampe geklettert. Immer wieder gelang Michl und mir die ein oder andere Tour. Gemeinsam hatten wir so ein kleines Projekt. Den Ortler über die Nordwand. Leider kam uns meistens etwas dazwischen. Entweder spielte das Wetter nicht mit, oder wir schafften es zeitlich nicht. Aber wir wussten, ein paar Jahre wird es den Gletscher dort noch geben. Auf jeden Fall durften wir nicht ewig warten.
Am 21.04.2011 war es dann soweit. Wir standen gemeinsam am Gipfel vom Ortler auf 3.905 m. Als wir am Freitag telefonierten, war perfektes Wetter angesagt. Stabile Wetterlage und tiefe Temperaturen waren für unser Vorhaben optimal. Ich war zwar noch ein wenig mit meiner Verkühlung angeschlagen, aber ich hoffte, diese bis zu unserem Klettertag in den Griff zu bekommen. An einem gemütlichen Abend bei Jürgen erzählte ich von meinem Projekt. Jürgen war gleich ein wenig neidisch und ich sagte nur: “Na dann fahr halt mit. Der Michl hat sicher nix dagegen.” Gesagt getan, starteten wir am Mittwoch um 07:00 in Baden. Am frühen Nachmittag waren wir in Sulden, wo sich die mächtige Nordwand vor uns aufbaute. Beeindruckend.
Bei einem netten Kaffee machten wir eine kurze Pause und legten unsere Strategie fest – früh starten . Nachdem wir unser Schlafplatzerl gefunden hatten, schnallte sich Michl noch seine Ski an und lief bis zum Einstieg der Nordwand. Kurz gesagt ist der Michl ein wahres „Konditionsschwein”. Mit 140.000 Skihöhenmetern im heurigen Jahr und extremen Ausdauerleistungen gehört er für mich zu einem extrem guten Ausdauersportler. Auf jeden Fall war er eine Stunde später wieder bei uns und berichtete von perfekten Bedingungen. Bis zum Flaschenhals gab es Schnee und im Flaschenhals gab es Eis. Somit waren die Verhältnisse richtig nordwandmäßig. Nach einem guten Abendessen in einer Pizzeria gingen wir zeitig schlafen. Ich war leider noch immer nicht ganz fit und meine Verkühlung quälte mich, aber ich fühlte mich trotzdem ganz gut.
Um 00:00 läutete der Wecker. Ich hasse diesen Moment. Raus aus dem warmen Schlafsack, kochen, essen, anziehen, letzte Checks und los. Über den hart gefrorenen Schnee ging es Richtung Einstieg. Wir starteten direkt von der Straße, da die Tabarettahütte keine wirkliche Zeitersparnis brachte. Außerdem hatten wir einen Joker. Den Michl! Unsere Kampfmaschine spurte durch die steile 45°, vielleicht ein wenig steiler, Flanke. Jürgen und ich hatten fast Mühe den Anschluss zu halten, obwohl wir nur der Spur nachlaufen mussten. Einfach Wahnsinn!
Bis zum Flaschenhals war es auch relativ weit. So richtig wollte der nicht näher kommen, obwohl wir schon dachten bald dort zu sein. In der dunklen und kalten Nacht fokussiert sich alles nur auf den Stirnlampenkegel und die Spur. Schritt für Schritt, nur nicht zu schnell, die Kraft werden wir noch brauchen. Schließlich hatten wir in Summe 2.100 Höhenmeter vor uns. Beim Flaschenhals bauten wir unseren ersten Stand an einer Eisschraube. Unter uns sahen wir jetzt zwei weitere Lichter. Eine zweite Seilschaft näherte sich uns. Wir packten unsere Seile aus, banden uns ein und Michl startete gleich in die erste Eislänge.
Den Flaschenhals sicherten wir mit 60 Metern durch. Am Stand trafen wir uns und gemeinsam bewunderten wir jetzt die Wand im Sonnenaufgang. Der Nebel bedeckte noch die Täler und das Morgenrot ließ die gewaltigen Seracs in einem ganz besonderen Licht erscheinen. Das blanke Eis der Nordwand schimmerte in einem tiefen Blau. … das wird anstrengend, alles blank aber so soll ja eine ehrliche Nordwand sein, oder .
Die leichteren Längen gingen wir am fliegenden Seil und nach 100 Metern machten wir meist einen Rast und Materialübergabe am Stand. Nach meiner Frage, ob wir mal Vorstieg wechseln sollten, war klar, dass Michl gerne weiter führen wollte, was mich nicht störte. So konnte ich ein wenig mehr filmen und fotografieren. Außerdem spürte ich meine Verkühlung und merkte wirklich, dass ich nicht 100% fit war.
Nach einem kleinen Verhauer, mussten wir dann durch einen recht steilen Wandteil, der ca. 70° hatte. Michl löste die steile Querung souverän und so verloren wir zwar ein wenig Zeit, aber in Summe waren wir trotzdem gut unterwegs. Interessanterweise war die Seilschaft unter uns nicht eingestiegen. Diese drehte beim Flaschenhals wieder um. Scheinbar war es ihnen zu heikel. Entweder wegen des Eisschlags oder den doch recht anstrengenden (komplett blank) Bedingungen. Auf jeden Fall spulten wir Höhenmeter für Höhenmeter.
Nachdem wir auch noch die Ski am „Buckl” hatten, mussten wir schon ein wenig schwerer tragen. Auch Michl wurde jetzt ein wenig langsamer und die Seillängen ein wenig kürzer, aber bei jedem Stand hatte ich das Gefühl als würde es mir die „Wadln” zerreißen. Jetzt hatten wir noch eine echt steile Länge. Ich schätze es waren nochmal so an die 70°. Scheinbar wird die Wand bei Schnee ein wenig flacher. Blank ist das Ding stellenweise ganz schön steil. Teilweise kam ich mir wie in einer senkrechten Wasserfalllänge vor.
Über den linken Grat stiegen wir dann aus und schleppten uns mühevoll die letzten Meter auf den Gipfel. Wir waren echt müde in den Haxen, aber der Gipfel belohnte uns für die Mühe. Wir waren um 12:00 ganz alleine am Ortler Gipfel auf 3.905 m bei blauem Himmel und faktisch Windstille. Einfach genial.
Nach einer kurzen Pause fuhren wir dann über die Trafoier Eisrinne ab. Die Skiabfahrt ist nordseitig, somit hatten wir fast durchwegs harte Verhältnisse. Und nach einer fordernden Tour sind die Oberschenkel alles andere als fit. Sogar unsere Kampfmaschine spürte eine leichte Schwächung .
Die Abfahrt ist in Summe aber ok. Ein paar Spalten gibt es zu überfahren, aber bei guter Sicht ist das kein Problem. Bei schlechter Sicht ist die Abfahrt wahrscheinlich unmöglich, da eine gute Orientierung unumgänglich ist! Eine kurze Steilstufe mussten wir abklettern, aber dort gab es ein „Fixrebschnürl” mit zwei Eisschrauben. Danach geht es sehr eindrucksvoll durch die fetten Gletscherbrüche bis zur Berglhütte.
Dort erwischten wir dann noch einen falschen Graben. Um den richtigen Weg zu finden, stiegen wir wieder ein paar Höhenmeter auf. Das war nochmal so richtig mühsam. Aber ich fand den Weg über welchen wir dann noch die letzten Meter mit den Skiern abfuhren. Die letzten Höhenmeter machten wir dann zu Fuß. Unten legten wir uns in die Sonne und warteten noch auf unsere Kampfmaschine. Die wollte mir nicht so recht trauen und ist nochmal zur Berglhütte aufgestiegen, um nach dem Weg zu fragen. Aber 30 Minuten verspätet war Michl dann auch schon da . Michl konnte mit zwei Leuten, die wir getroffen hatten, nach Sulden mitfahren, um unser Auto zu holen. Somit hatten wir das Autoproblem auch noch gelöst.
Nach 14,5h (für Michl 15h) gönnten wir uns dann unser TAB, welches wir uns wirklich verdient hatten. Danke Michl und Jürgen für die geniale Tour, wenn ich auch mit einer Mittelohrenzündung bezahlen musste, aber bald bin ich wieder fit und die Päne werden schon geschmiedet.
Die Gschicht auf Michls Blog “STRABAG-Alpineteam.at”
Skiabfahrt durch die Trafoier Eisrinne
unglaubliches Glück von zwei Polen, welche am Karsamstag die Tour gehen wollten, sehr orge Gschicht!
Unsere Bilder von der Tour könnt ihr euch hier ansehen
Webcam vom Ortler
Hi Flo, extrem coole action und natürlich tolle leistung! Bist du noch beim bock? Könnten ja mal auf ein bier gehen?
cooler Bericht auch unter http://www.rocksports.de
Na Servas!!!! Schönes Video! Ein traumhaft schöner Berg!
Unglaublich tolle Leistung, bin echt stolz auf euch!
Hey supa Jungs! Heuer erfüllts euch eine Wunschtour nach der anderen. Is eeeeeecht geil! Super Leistung (2100Hm… Wahnsinn!). Hoffentlich gehts so weiter
LG Peter
Sodala ihr Katzis, ich bin wenigstens noch ein Katzi Tatzi – am Tiger arbeite ich noch . Das Video hat jetzt einen Ton und im Abspann heißt der Kräftner auch Kräftner. … Danke euch für die geile Tour, war echt super. Lg Flo
TIIIIIGGEEEEER (Katzitatzi`s)…
Sehr cooles Video, eine würdige mediale Aufarbeitung einer echt zachen Tour. Wenn ich ehrlich bin habe ich bei meinen letzten Bikeausritten immer noch das Gefühl gehabt den Ortler noch in den Beinen zu spüren. Dank an die “Ducati” alias “Kampfmaschine” alias Michl für die Spur- und die Führungsarbeit, und Danke Flo dass du den Neid in meinen Augen gelesen hast und mich gefragt hast mitzukommen!
Hast ein wirklich lässiges Video gemacht- und im Bericht komm ich auch ganz gut weg!
Möchte mich auch bei euch beiden für die absolut geile Tour bedanken- ist ein weiteres Highlight für mich und was ganz besonderes…
DANKE!!!
Übrigens. Im Nachspann heisse ich noch immer KraeftNer…