Es war wieder so weit. Das Wetter war für andere Aktivitäten nicht optimal und so entschlossen wir uns ein Höhle zu machen. Martin hatte schon seit längerem eine Höhle im Auge, die er unbedingt machen wollte. Es war der Fledermausschacht oder auch als Tonionschacht bekannt.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen 445 Meter tiefen gestuften Schacht. Vom Einstieg musste man sich gleich einmal 115 Meter abseilen. Angeblich gibt es da auch keine Wandberührung.
Peter wollte dieses Wochenende unbedingt etwas unternehmen und so konnte ich ihn ziemlich schnell von unserem Vorhaben überreden. Das Projekt klang jedenfalls nicht schlecht und so hieß es Material besorgen. Jürgen konnte uns ein Seil borgen. Ich hatte zwei 70er Seile und ein 35er Seil. Peter hatte einen 60er Strick und Martin einen 70er und einen 50er.
Passt. Ich holte Peter um 07:30 am Bahnhof in Baden ab. Gut gelaunt fuhren wir nach Wr. Neustadt West, wo wir uns mit Martin trafen. Material in mein Auto einladen und auf Richtung Steiermark zum Niederalpl. Dort angekommen bepackten wir unsere Rucksäcke. Jeder von uns hatte ca. 140 Meter Seil und einen Haufen Material mit. Als ich den Rucksack auf den Rücken hievte, kamen wieder Erinnerungen an das Bundesheer auf.
Über die Schipiste kämpften wir uns hinauf bis zum Wetterl auf 1.339m und von dort zum Herrenboden.
Oben fanden wir eine kleine Almhütte in der wir uns umzogen. So – jetzt hieß es Einstieg suchen. Ohne JPS Koordinaten ist das nicht sehr einfach. Wir hatten zwar eine Übersichtsskizze, aber die half uns bei der Orientierung nicht wirklich, da die aufgenommene Perspektive nicht ganz klar war.
So teilten wir uns auf und suchten uns durch das unwegsame Gelände. Peter und Martin hatten ziemlich zu kämpfen, da der Schnee dort oben knietief ist und die zwei nur Zustiegsschuhe anhatten. Die Gamaschen konnten zwar einiges abhalten, aber trotzdem hatten die beiden bald nasse Füße. Wir suchten und suchten und fanden den Sch… Einstieg nicht. Martin versuchte alle Höhlenfreunde anzurufen, ob sie im weiterhelfen könnten. Jedoch kein brauchbarer Hinweis. Unter anderem telefonierte er mit Behm Michl (der Bruder von Behm Thomas), der ein wahrer Höhlenexperte ist und in den größten und schwierigsten Höhlen unterwegs war. Er selbst war noch nie im Tonionschacht und er kannte nur Leute, die den Einstieg nicht gefunden hatten. Super!
Demoralisiert entschloss ich mich mit Martin auf der angegebenen Höhe 1.485 Meter links querend abzusteigen. Ich schnappte mir den Rucksack von Peter und stapfte los. Auf einmal hörte ich einen Schrei von oberhalb. Es war Peter. Er schrie wie ein Wilder. Ich ging ihm entgegen den Laufen war unmöglich mit 25kg Gepäck. Dann erkannte ich was er wollte. Er hatte den Eingang gefunden!
Ein Wahnsinn! Super! Ein großes Danke an Peter, ohne ihn hätten wir den Eingang nie gefunden. Martin und ich wären ziemlich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen dort zu suchen.
Wir bauten einen Stand an 3 Fixpunkten. Dann knoteten wir ein 70er Seil und ein 50er Seil zusammen. Wir ließen die ersten 10Meter Seil in den Schacht und der Rest fuhr wie eine Rakete in das tiefe dunkle Loch. Mit einem Schnalzer fing der Stand das Seil.
Martin unser Höhlenprofi fuhr als erster ab. Wir tranken noch heißen Tee und versuchten uns zu wärmen. Bald war Martin beim ersten Spit (Haken), machte einen Achter und fuhr weiter. Ein Mastwurf wäre besser gewesen wie sich nachher herausstellte. Peter war der Zweite.
Als Peter unter dem Spit war, war ich an der Reihe. Unten beim Knoten mussten wir das Sicherungsgerät umhängen. Peter hatte damit so seine Probleme und freihängend am Seil musste er ziemlich kämpfen. Moralisch war die Abseilfahrt sicher auch recht anspruchsvoll. Mit seiner alpinen Erfahrung konnte er das aber spielerisch lösen. Unten war er dann überglücklich. Ich kann nur sagen der Schacht ist sehr beeindruckend. 115 Meter keine Wandberührung. Ein Traum!
Wir stiegen dann weiter ab und durch einen kleinen Schlurf ging es dann über eine Rampe wieder 70 Meter hinunter. Mit Friends und Köpfelschlingen hatten wir wahre Freude am Standplatzbau.
Unten beim zweiten Biwakplatz ging es dann in den Höllenschlund.Dort waren wir aber schon recht lange unterwegs und die gesamte Höhle ist für eine zwei Tagestour gedacht und nicht für einen Sonntagsausflug! So beschlossen wir dort eine kurze Rast einzulegen und dann umzukehren.
Wir hatten ja doch einiges an Höhe zurückgelegt. Peter bekam eine kurze Jümar Einschulung und dann ging es los.
Wir arbeiteten uns zurück bis zu dem riesigen Schacht. Peter war recht flott unterwegs, obwohl es sein erster Aufstieg war. Ich band unten alle Seile am Ende an, um diese nachher hochzuziehen. Nachdem Peter oberhalb vom letzten Haken war, sprich fast beim Ausstieg, ging es für mich los. Ich klickte meinen oberen Jümar ins Seil und zog. Die Seildehnung war ein Hammer. Ich konnte gut 6 Meter Seil nur durch Dehnung durchziehen. Dann hob ich endlich vom Boden ab. Durch die Seildehnung kam ich mir vor wie ein Gewicht auf einer Feder. Wenn ich jedoch den richtigen Zeitpunkt erwischte, konnte ich die Dehnung für mich Nutzen. So hackelten wir uns 115 Meter hinauf. Ganz schön knackig!
Oben war es dann schon stockdunkel und wir mussten wenigstens keine Stirnlampen aufsetzen, denn die hatten wir ja schon auf *gg*.
So jetzt hatten wir noch ein kleines Problem. Die vier nassen Seile hatten sicher 20 kg und die konnten wir nicht so einfach rausziehen. Mit einem Flaschenzug und voller Manneskraft zogen wir die Bestie hinauf.
Überglücklich packten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Rückweg. Dieser war ganz schön zach. Mit nassen Schuhen und schwerem Gepäck erreichten wir schließlich, um 22:08 das Auto.
die Bilder könnt ihr euch hier ansehen!
Müde aber glücklich brachte ich Martin zum Auto und Peter zum Bahnhof. Zuhause war Burnie schon in ihre Decke eingerollt und schlief. Für mich waren Antipasti und Knoblauchspaghetti vorbereitet. Ein Wahnsinn. Ich nahm mir noch ein Weizenbier und lies die Nacht ausklingen.
Danke Martin für die super Höhle!
Danke Peter für den Einstieg!
Und danke meiner Maus für die super Spaghetti!
@Chiara – Burnie hat sich gleich Sorgen um Shivi gemacht. Das wärs da komm ich vielleicht sogar in die Nachrichten. Katze im Tonionschacht (sicher das erste mal) wenn ich so recht überlege – keine schlechte Idee! *gg*
jo war wirklich a Hammer. Als ma den Einstieg nit gfunden haben, hats mi so richtig angezipft. Aber als ma dann mit dem Abseilen angfangen haben – a WAHNSINN! War echt genial!
Was könnte wohl passieren, wenn sich Shivi mal in Flo’s Rucksack schleichen würde und er käme erst kurz vor’m Einstieg in eine Höhle drauf….hmmm…..ein Trauma hätten danach wahrscheinlich beide ;)!
…also der Begriff “Klaustrophobie” ist euch fremd nicht wahr??!! Echt, alle Achtung!
…und nicht vergessen. Projekt für den Winter. Mit den Ski aufsteigen. Biwak in der Höhle. Dann können wir auch ganz hinunter.
also martin hat auf den fotos immer schon den coolen höhlenblick drauf! peter musste glaub ich erst überzeugt werden und grinst dafür am schluss umso mehr! und shivi schaut auch ganz erstaunt auf dem seilfoto, was du mit all den seilen vorhast… bussi, burnie