Der Urlaub war im vollen Gange und die Wetterprognosen waren für die kommenden Tage auch schon besser. Aus diesem Grund getrauten wir uns auch in den nördlichen Teil der Dolomiten. Besser gesagt nach Cortina d’Ampezzo.
Dort gab es eine herrliche Tour, die wir schon des längeren machen wollten. Die Jori-Kante auf der Punta Fiames. Eine 500m Wand, bei der die letzten Seillängen direkt über die Kante gehen. Da wir erst sehr spät in Cortina ankamen, fuhren wir noch nicht weit in die Stadt hinein, sondern übernachteten ein wenig außerhalb. Dort fanden wir ein lauschiges Plätzchen, stellten unser Zelt auf und büselten gleich weg. Um 06:30 läutete der Wecker. Um keine Probleme mit unserer wilden Übernachtung zu bekommen, bauten wir das Zelt gleich wieder ab und fuhren nach Cortina. Dort suchten wir uns einmal ein Bankerl mit Wasserstelle. Im Sonnenaufgang konnten wir unser Müslifrühstück so richtig genießen. Außerdem hatten wir schon perfekte Sicht auf die Wand. Gemütlich fuhren wir zu unserem Ausgangspunkt und bepackten uns, wie auch schon die letzten Tage, mit unserem Material. Heute hatten wir von Grivel die Spalline vom kleinen Manu. Das ist ein kleiner praktischer Rucksack, bei dem die Trägergurte eine Vielzahl von Materialschlaufen haben. Dies erleichtert vor allem am Stand den Wechsel vom ganzen Material. Auch die Übersicht wird dadurch um einiges leichter.
Wir begannen mit dem Zustieg, der von der Forststraße auf einen kleinen Waldweg führte. Den gingen wir bis zum Normalweg. Von dort ging es dann über eine Schotterrinne mit großen Blöcken hinauf. Über ausgesetzte Bänder und 2-3er Stellen arbeiteten wir uns zum Einstieg.
Etwas weiter über uns war auch eine Seilschaft. Damit wussten wir auch sofort, dass wir richtig waren. Mit den ersten Sonnenstrahlen banden wir uns ins Seil ein und kletterten los. Die ersten Längen waren noch recht leicht und so kamen wir zügig voran. Über ein Band querten wir dann nach rechts zur eigentlichen Kante. Der Fels war griffig, fest und mittlerweile auch warm. Seillänge um Seillänge arbeiteten wir uns hinauf.
Vor der eigentlichen Schlüsselseillänge war ich gerade am Zug. Ich arbeitete mich über die Platte und schnappte mir für die rechte Hand einen guten Griff. Beim Aufstehen blieb ein Friend (Klemmgerät) an einem Felsvorsprung hängen. Durch dieses Aufstehen und Hängenbleiben riss plötzlich die linke Materialschlaufe. Ich sah nur noch wie ein paar Friends und Keile in die Tiefe flogen. Scheiße!!! Ich kletterte bis zum Standplatz und machte dort einmal Stand. Dann checkte ich das Material. Die Keile, der 3er, der 2er, der 0,75er und der kleine 3er waren weg. Und das vor der Schlüsselseillänge, in der geschlagene Haken sehr rar bzw. nicht vorhanden sind! Peter stieg zum ersten Absatz, wo er den 3er Friend fand. In einer wilden Abseilaktion konnte Peter sogar die Keile noch retten. Diese hingen an einer kleinen Felsnase. Der Rest war weg.
Zum Glück hatten wir einige Frieds auch doppelt mit und so konnten wir die Schlüsselseillänge recht gut absichern. Die restlichen Seillängen waren dann nicht mehr so tragisch und oben genossen wir dann den Gipfel. Das Wetter hatte zum Glück auch gehalten, obwohl immer wieder ein paar Wolken durchzogen. Aber es blieb trocken.
Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch stiegen wir über den Normalweg wieder ab. Über ein Schotterkar waren wir in Null Komma nix wieder unten. Nachdem wir schon einige Klettermeter in den Knochen hatten, beschlossen wir für den nächsten Tag diesen gemütlich anzugehn. Aber zuerst gingen wir nach Cortina und besorgten uns die verlorenen Friends. Danach gingen wir in eine herrliche Pizzeria und schlugen uns die Bäuche voll. Nach kurzer Planung ging es dann weiter zum Falzarego Pass. Dort suchten wir uns ein gemütliches Platzerl und gingen schlafen.
Früh morgens wurden wir schon wieder von unserm Wecker geweckt. Wir krochen aus den warmen Schlafsäcken und machten Frühstück. Dann fuhren wir zu den Falzaregotürmen.
Unser erstes Ziel war den kleinen Turm über die Südkante (4+) zu besteigen. Eine Truppe vom italienischen Heer war auch unterwegs. Die hatten heute Alpinausbildung. Zum Glück erwischten wir den Einstieg noch vorher. Über uns war jetzt noch eine deutsche Seilschaft, die auch recht langsam waren. In der zweiten Seillänge konnten wir aber auch diese überholen. Nun war über uns nur noch Sonne und Fels. Einfach traumhaft!
Die Tour war bestens mit Klebehaken ausgestattet und auch die Sanduhrschlingen waren gefädelt. Ziemlich flott waren wir am kleinen Turm oben. Über einen Abseiler und nach links in die Scharte kamen wir dann direkt zum Einstieg des großen Falzaregoturmes. Auch diese Linie ist an den Ständen eingebohrt und hat immer wieder Zwischenhaken. Als wir in der Mitte der Tour waren sahen wir auch, dass die deutsche Seilschaft den Gipfel vom kleinen Turm erreicht hatten.
Genussvoll waren wir auch bald am Gipfel vom großen Falzaregoturm. Über teils 2er Gelände kletterten wir wieder auf der Hinterseite vom Turm ab. Da Peter und ich sehr zügig unterwegs waren und das Wetter nach wie vor von der besten Seite zeigte, beschlossen wir noch eine Tour auf den großen Turm zu machen. Diese war im selben Stil wie die anderen zwei. Einfach lässig. Riesen Griffe in herrlicher Landschaft.
Bald waren wir wieder oben am Gipfel. Dort schmissen wir uns in die Sonne und entspannten uns. Gleich schlief ich ein und träumte von großen Wänden, Touren und der Burnie meiner Freundin *gg*.
Am Abend gingen wir dann zur Scotoni Hütte. Dort hatten wir ein super Quartier mit Duschen und einem sauberen Bett. Nach der Dusche fühlten wir uns wie neue Menschen. Bei einem kühlen Weizen sahen wir uns im Sonnenuntergang unsere morgige Wand an.
Für unseren letzten Tag haben wir uns noch was Besonderes ausgesucht. Eine 400 Meter Wand im 5. Schwierigkeitsgrad. Die mittlere Fanisspitze, Consiglio-Barbier-Führe. Um 08:00 gab es ein Frühstücksbuffet. Danach gingen wir Richtung Einstieg. Vorbei am Scotonisee und hinauf über die Schotterhalde. Mühsam kämpften wir uns Höhenmeter um Höhenmeter hinauf. Oben querten wir die Schlucht und gingen über ein schmales Band zum Einstieg. Über uns war bereits auch schon eine Seilschaft. In den ersten Seillängen spürten wir schon die vergangenen Klettertage, aber es wurde besser.
So stiegen wir Länge um Länge. Teilweise war sehr lockeres Gestein, welches leider immer wieder zu Steinschlag führte. Oben in der 4. Länge löste Peter mit dem Seil einen kopfgroßen Stein. Um ein Haar verfehlte mich dieser. Puh! „Dachte ich, jetzt heißt´s aufpassen“! Jedoch wurde die Qualität vom Fels weiter oben wieder besser. Haken gab es in der Tour fast überhaupt keine.
Teilweise am Stand eine gefädelte Schlinge oder mal ein Normalhaken. Sonst war eigentlich nix. Zum Absichern gab es zwar hin und wieder gute Möglichkeiten, aber oben in den Platten auch nur sehr rar. Da wir auch schon viele Klettermeter in den Knochen hatten, muss ich sagen ganz schön anstrengend, vor allem für den Kopf *gg*. Kurz vor dem Ausstieg gab es noch mal einen Steinregen, vermutlich ausgelöst durch Klettersteiggeher. Jedoch war der weiter links und stellte für uns jetzt keine wirkliche Bedrohung dar. Die Stände waren meistens in kleinen Nischen mit einem Art Felsdach, in denen wir immer wieder Schutz suchen konnten. Die letzte Seillänge gehörte noch Peter. Oben waren wir schon sehr froh über den erreichten Gipfel. War eine sehr ernste Tour! Über ein schmales Felsband gingen wir dann hinüber zu einer Galleria.
Dort gingen wir in den Berg hinein und auf der anderen Seite wieder heraus. Natürlich ist das Panorama gleich ein anderes. Wie ein Szenenwechsel im Theater war der Hintergrund plötzlich ausgetauscht. Über ein paar Stahlseile stiegen wir hinunter und über ein Schneefeld wieder hinauf. Dann kam noch ein großes Schotterfeld, welches wir diesmal jedoch abfahren konnten und nicht aufsteigen mussten.
Bald waren wir wieder auf der Scotonihütte und unten am Parkplatz. Jetzt ging es wieder heim zum Peter. Peter, Maria & Rosi warteten bereits auf uns und organisierten eine sensationelle Grillerei.
Dort gab es reichlich zu essen und trinken. Bei dem ein oder anderen Schnappserl erzählten wir von unseren Erlebnissen und feierten noch weit in den Abend in der lauen Sommernacht.
Danke Peter, Maria und Rosi für eure Unterstützung und liebe Grüße an euch!
Die Bilder der einzelnen Touren könnt ihr euch hier ansehen
(einfach die entsprechende Tour anklicken)
Arco: MonteColt, Lattea, 7 (100m)
Brenta Casteletto: Inferiore Kiene 5+ (300m)
Lienzer Dolomiten: Laserznordwand 5+ (600m)
Lienzer Dolomiten: Simonskopf, Klaus Waldner Gedächtnisweg 4 (300m)
Lienzer Dolomiten: Teplitzerspitze, Haspingerweg Nordwestgrat 4 (400m)
bei Cortina: Punta Fiames, Jori-Kante 5 (500m)
bei Cortina: kleiner Falzaregoturm Südkante 4+ (150m)
bei Cortina: großer Falzaregoturm Südwestkante 4 (160m)
bei Cortina: großer Falzaregoturm Westwand 4 (160m)
bei Cortina: mittlere Fanisspitze, Consiglio-Barbier-Fuehre 5 (400m)