Endlich haben wir es wieder einmal geschafft! Martin und ich hatten beide Zeit und die Bedingungen waren gut. Die 200 Meter Statikseil, die wir bestellt hatten, waren angekommen und warteten darauf eingeweiht zu werden. Aber ohne entsprechendes Aufwärmen ging es natürlich nicht und so beschlossen wir vorher auf den Schneeberggipfel zu gehen.
Martin und ich trafen uns um 08:00 in Losenheim. Von dort gingen wir, wie schon am Vortag, über den Hoyoschgraben hinauf zum Schneeberggipfel. Jedoch war der Schnee auf Grund der höheren Temperaturen recht weich und die Felle stohlten an.
Somit war der Aufstieg recht mühsam. Weiter oben, wo es kälter und der Schnee härter war, ging es wieder recht flott. Martin war in 1:45 oben am Gipfel und ich ca. 15 Minuten später. Das Wetter war traumhaft und wir genossen die späte Herbstsonne. Wir fellten ab und fuhren zum Einstieg der „Breiten Ries“. Unsere Spuren vom Vortag waren alle weg und komplett verweht. Es ging leichter Wind und die Sonne wärmte uns.
Martin fuhr als erster hinein. Ganz rechts zog er eine neue Spur. Die Verhältnisse waren ganz gut und so hatten wir eine lässige Abfahrt. Auch das Waldstück war noch befahrbar, obwohl schon die ein oder anderen Felsen durchkamen. Unten beim Auto machten wir eine kurze Pause.
Ich packte mein Käsebrot und warmen Tee aus. Plötzlich stellte Martin fest, dass er seinen Autoschlüssel im Auto hatte und dieses verschlossen war. Verdammt. Da war sein ganzes Höhlenzeugs drin! Mit meinem Handy versuchte er dann Conny zu erreichen. Sie war zum Glück noch zuhause und konnte auch den Reserve-schlüssel finden. Wie der Blitz kam sie zu uns nach Losenheim und brachte Martin den Ersatzschlüssel. Ich kann nur sagen, da kann sich Martin sehr glücklich schätzen, dass er so eine liebe Freundin hat! Aber er wird sie dafür ins Kino einladen! Nun hatten wir auch die Ausrüstung von Martin. Als ich mein Material sortierte und den Rucksack packen wollte, sah ich, dass ich kein Abseilgerät mithatte. Da die Reiterhöhle eine Schachthöhle ist und zum Großteil abgeseilt werden musste, brauchte ich ein Abseilgerät, da der HMS für diesen Fall sehr ungeeignet ist! Meine letzte Hoffnung war die Edelweiß Hütte auf der Bergstation der Sesselliftbahn. Als ich in die Hütte kam und nach einem Abseilgerät fragte, wusste die Wirtin zuerst nicht ganz was ich wirklich brauche. Der Hüttenwirt konnte mir jedoch helfen. Er verschwand kurz hinter der Bar und kam nach einiger Zeit zurück und gab mir einen nagelneuen Achter. Perfekt. Ich bedankte mich und wartete vor der Hütte auf Martin der mittlerweile auch schon da war. Jetzt gingen wir Richtung Wurzengraben. Dieser zieht sich extrem lange nach hinten. Oben wo die Abzweigung Richtung Wurzengraben ist, gingen wir rechts weg Richtung Reiterhöhle. Zum Glück wusste Martin genau wo der Einstieg war, sonst hätten wir wahrscheinlich ewig gesucht.
Der Einstieg ist sehr unscheinbar und ist nicht breiter als 2 Meter. Wir zogen uns um und verstauten unser Zeug. Dann fixierten wir das Seil und seilten uns in das schwarze Loch. Oben war alles noch recht nass und moosig, doch bald wurde es trockener und wärmer. Die Bits für Stände sind alle vorhanden. Teilweise schon älter und nicht mehr die Besten.
Bei Kanten waren wir nach unserem letzen Höhlenerlebnis jetzt extrem sensibilisiert und hatten Plastikfolien zum Unterlegen mit! In Summe geht es 160 Meter in die Tiefe. Der längste freihängende Schacht war ca. 40 Meter lang. Es gibt viele schöne Sinterbildungen und Tropfsteine.
Eine wunderschöne Höhle. Viele Fledermäuse hingen schon in ihrem Winterschlaf und gaben keinen Mucks von sich. Wir bewegten uns sehr vorsichtig, um keine Tiere aufzuwecken und zu verschrecken. Am Grund der Höhle waren dann noch wunderschöne Sinter, welche in strahlendem Weiß glänzten.
Nach einer kurzen Pause packten wir die Jümar aus und stiegen wieder am Seil hoch. Oben begannen wir dann den ersten 100 Meter Strick aufzuschießen. Ich hängte mir das Seil auf den Gurt und stieg weiter auf. Gerade in den Engstellen war das Seil vom Handling etwas mühsam.
Oben mussten wir dann noch durch den nassen moosigen Schlitz und dann waren wir wieder an der Oberfläche. Mittlerweile war es stockdunkel. Aber es war komplett windstill und auch nicht kalt. Die Schneekristalle glänzten im Licht der Stirnlampen. Jetzt holten wir noch die letzten 100 Meter Seil aus dem Loch.
Der Rückweg war mit den Schiern perfekt. Einfach draufstellen und runterfahren. Im Sommer hätten wir den ganzen Weg zu Fuß gehen müssen. Um 21:00 waren wir beim Auto. Ich verabschiedete mich von Martin und fuhr heim zu Burnie, wo wir noch einen gemeinsamen netten Abend verbrachten.
Nun wurde das Statikseil eingeweiht und bald können wir eines unserer größeren Höhlenprojekte abschließen. Tonionschacht wir kommen!
die Fotos von der “Breiten Ries” könnt ihr euch hier ansehen (zum anklicken)
die Fotos von der “Reiter Höhle” könnt ihr euch hier ansehen (zum anklicken)