Das Rauriser Tal ist schon lange für das Eisklettern bekannt. Gerade durch die schattige und höhere Lage ist dieses Tal perfekt zum Eisklettern. In den letzten Wochen war es recht warm und die Verhältnisse waren in den niedrigeren Lagen nicht optimal. Zumindest für niederösterreichische Verhältnisse.
Aber nicht so im Westen von Österreich, wo es super Bedingungen gab. So beschlossen Jürgen und ich ein paar Fälle im Rauriser Tal zu machen.
Gesagt getan, starteten wir früh von Taxenbach weg, wo wir unser Headquarter hatten und fuhren nach Kolm Saigurn auf den Parkplatz vor der Mautstraße. Diese ist leider noch geschlossen, aber Hermann Maislinger, der Pächter vom Naturfreudehaus kann jederzeit die Leute von unten holen. Telefon von der Hütte: +43(0)6544/8103.
Er ist überhaupt sehr hilfsbereit und kümmert sich sehr um seine Gäste! Kann ich nur wärmstens weiterempfehlen.
Um uns schon etwas aufzuwärmen, gingen wir jedoch zu Fuß zur Hütte. In ca. einer Stunde Gehzeit ist man oben. Nach einem kurzen Hallo bei Hermann stiegen wir zum obersten Fall.
Es war der Barbara Fall. Der ist nicht sehr hoch und auch nicht sehr schwer und für uns ideal zum Aufwärmen. Da es sehr kalt war, war das Eis recht spröde, aber von sehr guter Qualität. Ich hackte mich die erste Seillänge hinauf und machte oben bei einer Abalakov Stand und seilte wieder zu Jürgen ab. Auch er stieg den Fall genüsslich durch und verwendete die großen Hooks. Der Fall ist derzeit komplett eingerichtet und hat oben 3 Schlingen und bietet sicher Platz für 3 Seilschaften. Aber ich hatte ein Ziel und wollte an diesem Tag alle oberen Wasserfälle machen und so gingen wir weiter zum nächsten.
Es war der Pinkl Flink. Dieser ist nicht schwer zu finden. Die Farbe verrät ihn sofort. Sieht wirklich aus als hätte von oben jemand runter gepinkelt. Bevor ich die erste Standschraube setzte, machte ich einen Geruchstest. Dieser war aber negativ und so war die erste Standschraube gleich gesetzt. Voriges Jahr ist ein paar Eiskletterkollegen schon einmal passiert, dass sie durch den Überlauf der Rudolfshütte geklettert waren und das hatte echt gestunken. Also Vorsicht *gg*.
Nun ging es aber schon etwas steiler als beim letzten Fall nach oben. Für mich war der Fall schon ganz schön steil, aber nach ein paar Metern war ich über der Schlüsselstelle und suchte mir den Weg nach oben. Einfach herrlich. Oben machte ich Stand an einem Baum und ließ mich wieder ab zu Jürgen. Der war schon etwas eingefroren, weil ich doch ein wenig gekämpft hatte. Ich zog die Seile ab und Jürgen stand in den Startlöchern. Er kletterte souverän seinen Vorstieg und löste die ein oder andere Kraftpassage mit eleganter Technik. Kein brutales Schlagen sondern er hookte die von mir gesetzten kleinen Löcher und ausgeschlagenen Placements. Oben baute er dann ab und seilte sich wieder zu mir zurück. Ohne eine lange Pause zu machen, stapften wir durch den hüfthohen Schnee weiter zum nächsten Fall.
Es war das Blaue Spitzl. Von unten sah der Fall recht leicht aus, aber dass sollte täuschen. Über den kleinen Vorbau kletterte ich zur Säule. Dort eine Schlinge und dann wurde es steiler. Das Eis war auch da hart und spröde. Die Schrauben wollten gar nicht beißen, fast so als wäre ihnen zu kalt. Aber mit genügend Nachdruck fügten sie sich. Oben ging ich links noch über einen steilen Vorbau, um den Fall richtig auszukosten. Dann machte ich Stand und ließ mich ab zu Jürgen. Der hatte auf Grund der schlechten Platzwahl ein wenig mit dem Eisschlag zu kämpfen, aber es passierte nichts Gröberes.
Für Nils war es ein wenig aufregender. Der Hund von Jürgen&Biene war durch den Eisschlag so beunruhigt, dass er Schutz bei Jürgen suchte und so musste Jürgen mich und seinen Hund sichern. Aber für einen Allrounder wie ihn ist das kein Problem. Sogar das ein oder andere Foto konnte er noch machen. Da ich die Situation jetzt kannte, suchte ich gleich auf der rechten Seite Schutz hinter einem Vorsprung. Dort konnte ich problemlos Jürgen und Nils sichern. Als sich Jürgen abseilte, warfen wir einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war schon recht spät, aber den letzten Fall wollte ich unbedingt noch machen. So brachen wir schnell zur Blauen Hyäne auf. Der Zustieg ging über tiefes Schneegestapfe hinauf zum Fall. Ich stand in den Startlöchern. Jürgen nahm mich in die Sicherung und los.
Jetzt merkte ich auch schon die vorigen Fälle und meine Hände waren schon ein wenig müde. Aber das Klettern machte mich wieder fit. Ich kämpfte mich über die steile Säule nach oben. Oben schlug ich beide Geräte ins Eis und wollte aufstehen. Dann brach mir der linke Fuß weg und der rechte folgte. Jetzt hing ich nur an den Geräten. Schnell platzierte ich den rechten Fuß und schlug den linken gleich daneben hin. Ah. Dann über heikles dünnes Eis zum Ausstieg und Stand bei einem fetten Baum. Schnell seilte ich ab und wir packten unser Zeug ein. Bald waren wir wieder unten bei der Naturfreunde Hütte. Dort hatten wir Glück und Hermann brachte uns hinunter zum Parkplatz. Vorher mussten wir aber den Kübel noch anlaufen, weil die Batterie keinen Saft mehr hatte. Aber das war kein Problem. Am Parkplatz verabschiedeten wir uns von Hermann und gingen mit unseren Mädels Abendessen, um uns für den nächsten Tag zu stärken, denn Jürgen und ich planten den Hocharn und danach noch den Hauptfall, der uns ja noch fehlte. Gesagt getan packten wir noch unser Zeug am Abend und brachen wieder sehr früh auf.
Heute waren die Verhältnisse nicht ganz so gut wie gestern. Es war extrem kalt (-20°C Gipfel Sonnblick) und außerdem hatte es Windgeschwindigkeiten von weit über 80km/h. Wir gingen wieder vom unteren Parkplatz weg. In einer flotten Stunde waren wir beim Naturfreude Haus. Dort bunkerten wir Seile und Eisklettermaterial und zogen dann in Richtung Hocharn. Schön langsam kamen wir auch in die Sonne und so wurde uns bald etwas wärmer. Wir waren super unterwegs und hofften den Gipfel in 3,5h (von unten!) zu packen. Ich hatte am rechten Fuß schon eine kleine Blase, die mich etwas quälte, aber es war noch nicht schlimm. Leider war ich mit meinen alten Tourenski unterwegs, weil mein Dynafit Schuh bei der Reparatur war. So hatte ich keine Steighilfe, alte Felle und ein Mords-Gewicht. Aber ein gutes Training.
Man muss ja die Dinge immer positiv sehen. Bald machte uns aber der böhige Wind ziemlich zu schaffen. Der Schnee wurde extrem hart und eisig und der Wind peitschte immer wieder ins Gesicht. Wir kämpften gegen die gewaltige Macht und mussten echt Schmalz lassen. Jetzt war jeder Schritt mühsam und immer wieder fuhr der Wind durch die Steilflanken. Nach mühsamen 1,5h waren wir am Gipfel und hatten unsere Zeit leider nicht erreicht. Dennoch waren wir am Gipfel und für ein kurzes Foto fanden wir dann auch noch Zeit.
Aber es war kein Platz zum Entspannen und so fellten wir ab und machten uns schnell an die Abfahrt. Der Wind wurde schön langsam weniger und der Schnee immer flauschiger bis plötzlich nur noch Pulver da war. Wir konnten es gar nicht glauben. Pulver bis zu den Knien und noch 1300 Höhenmeter Abfahrt. So müssen sich Götter fühlen, dachte ich mir und fuhr durch den flauschigen Hang ab. Aber bevor wir ganz abfuhren, machten wir auf einem windstillen Plätzchen eine Pause. Wir hatten heißen Tee und Schokolade. Sonne und eine Ruhe wie ich es gerne habe, machten den Augenblick unvergesslich. Oben zogen die Schneefahnen von den Gipfelgraten weg und bei uns unten nichts.
Was soll ich da noch sagen – ein Traum! Danach machten wir uns an die letzten Höhenmeter. Noch ein flauschiger Hang und dann wurde der Schnee wieder hart und bucklig. Unten bei der Hütte kehrten wir müde ein und genehmigten uns einen Kakao. Jetzt musste ich noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, denn ich wollte ja noch den Hauptfall gehen und Jürgen war alles andere als motiviert. Wahrscheinlich dachte er sich – der gibt ja nie eine Ruhe. Aber gutmütig wie Jürgen ist, konnte ich ihn überreden und schließlich wollte er ja auch noch das ein oder andere Gerät versenken.
So machten wir uns auf zum Hauptfall. Ich durfte Vorsteigen und wählte die schwierigste Linie. Ich musste mit den Skischuhen klettern, was natürlich nicht ideal ist, da die Frontalzacken meist zu steil im Eis sitzen. Aber ein 4er muss schon gehen, dachte ich mir. Gemütlich ging ich los, weil müde war ich ja schließlich auch. Ich versuchte wenige Schrauben zu setzen, um nicht unnötig Kraft herzuschenken. Unten ging die Rechung voll auf. Oben tat ich mir aber dann schon um einiges schwerer. Ich kämpfte mich hinauf und setzte doch noch die ein oder andere Sicherheitsschraube. Die Schuhe rutschten mir ein paar Mal weg, aber immer wieder fand ich wieder Halt bis oben über die Kuppe. Dort querte ich dann nach links zu einer Eissanduhr, machte dort Stand und seilte wieder zu Jürgen ab. Jedoch war meine gekletterte Linie so weit rechts, dass Jürgen faktisch keine Chance hatte die Tour abzubauen.
So musste er raufklettern und oben wieder rausqueren, um sich dann über die Linie wieder abzulassen. Dann konnte ich die Tour cleanen. In der Abenddämmerung gingen wir wieder zu Hermann ins Naturfreunde Haus, wärmten uns auf und verabschiedeten uns. Von dort fuhren wir mit unseren Tourenski in der Nacht über die Straße wieder hinunter zum Parkplatz. Spät aber doch kamen wir weg. Leider war das schon unser letzter Tag, aber es war eine tolle und aufregende Woche.
der Eiskletterturm bei der Naturfreudehütte, made by Hermann Maislinger
die Bilder könnt ihr euch hier ansehen (link zum Anklicken)
brrrr – schaug jo kalt aus von der Hocharnflanke hab i a schon gheart! Woa sicher a Traum! Leider bin i in da oarbeit gsessen Ostern is a bald wieder!! Gfrei mi schon auf kommende Touren.
lg Peter