Herbstliches Klettern am Hochschwab „Zinkenecho“


ein schöner Spaziergang im Hochschwabgebierge

Für geplante größere Aktivitäten machte uns, wie schon so oft, das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der Sonntag sollte jedoch für herbstliches Klettern perfekt sein. Somit mussten wir uns etwas höher Gelegenes suchen. Die Nebelgrenze war so um die 1.100 Meter. Und eine Wand mit Südexposition war auch noch wichtig, da es ja am Vortag geregnet hatte.



blauer Himmel - windstill - trocken - warm

Ich traf mich am Samstag mit Jakob und bei einem guten Kaffee beplauderten wir gemeinsam die Situation. Da wir eigentlich nur den Sonntag als Klettertag hatten, wollten wir auch nicht zu weit weg fahren. Somit war die Entscheidung bald gefallen. Der Hochschwab bietet viele schöne Touren und hat auch einige Südwände *gg*. Wir entschieden uns für eine Tour beim Großen Zinken. Das Zinkenecho. Bei dieser Tour handelt es sich um eine ernsthafte sportalpine Tour im 6. Grad. Die Stände sind gebohrt und auch die, ein oder anderen, Zwischenhaken sind vorhanden. Die Zwischenhaken sind zwar Marke Eigenbau, aber sehr sauber verarbeitet. Am Stand gibt es immer einen Klebehaken und einen Expansionshaken. Also perfekt eingerichtet *gg*. Friends und Keile dürfen jedoch nicht fehlen.

... und wie aus dem Nichts taucht plötzlich die Wand auf

Vorerst kochten wir uns aber noch ein paar Nudeln und kauften noch ein paar Dinge ein. Jakob und ich fuhren am Samstag am Abend zum Bodenbauer, um schon früh starten zu können. Bei einem gemütlichen Radler beplauderten wir noch die Tour und das ein oder andere Thema. Um 06:00 läutete unser Wecker. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte Dunkelheit, Nebel und sehr ungemütliches Wetter. Wir verkrochen uns wieder in unsere Schlafsäcke und schliefen noch eine Zeit lang bis die ersten Autos kamen. Nun brach die Hektik aus. Jedoch nicht bei uns.

Jakob auf den letzten Höhenmetern über der Nebelgrenze

Wanderer mit steigeisenfesten Bergschuhen und andere Kletterer bereiteten sich akribisch auf ihre Vorhaben vor. Wir machten uns ein gemütliches Frühstück und brachen so gegen 07:00 auf. Beim Zustieg hätten wir uns fast verkoffert (ich), da ich eine fixe Idee vom Großen Zinken hatte, aber Jakob erkannte den Fehler sofort und somit waren wir am richtigen Weg. :-D Die Beschreibung im Schall Topo war grundsätzlich nicht schlecht, nur weiter oben etwas unklar und da wir nur 30 Meter Sicht hatten, querten wir oben bei der Schotterrinne zu weit nach rechts. So verloren wir fast 40 Minuten, die uns später ein wenig abgingen. Je weiter wir nach oben kamen, desto heller wurde es.

das Nebelmeer im Tal - traumhafte Bedingungen

Noch immer waren wir im dichten Nebel unterwegs und jetzt sahen wir schon die Umrisse der Wand. Eine extrem lässige Stimmung. Plötzlich riss es auf und wir waren über der drückenden Wolkendecke. Ein Traum. Sonne – Sonne – Sonne. Jetzt stiegen wir noch in einem Rechtsbogen über ein Geröllfeld zum Einstieg. Nach einer kurzen Pause begann ich mit der ersten Länge. Kleine Tritte und Leisten führten zum ersten Stand. Jakob führte die zweite Länge und immer wieder waren heikle brüchige Kletterstellen, die doch Zeit kosteten.

Jakob in der ersten Seillänge

Das Gelände war nicht einfach. Vielleicht nicht unbedingt von der Kletterschwierigkeit her, aber der Fels war nicht immer fest und das Gelände nicht sehr übersichtlich. Bei zwei Querungsseillängen brauchten wir recht lange, da diese anspruchsvoll und nicht leicht zu finden waren. In der Mitte stellten wir fest, dass wir vom Zeitplan her recht langsam unterwegs waren und die Hauptschwierigkeiten hatten wir noch vor uns. Wir begannen jetzt etwas schneller zu klettern und versuchten Meter zu machen. Auch die Sonne verabschiedete sich, da wir uns in einer Süd-Ost Wand befanden. Somit wurde es auch gleich deutlich kälter.

Jakob in einer der knackigen Stellen

Jakob kletterte jetzt zum Turm in einer tollen Verschneidung. Oben am Stand sahen wir aufs Topo und auf die Uhr. Wir hatten jetzt noch 4 Seillängen und 1,5 Stunden Zeit bevor es dunkel wurde. Nicht lange zögern, weiter klettern war jetzt die Devise. Bei den letzten beiden Seillängen ging es jetzt noch mal zur Sache. Zwei 50 Meterlängen im 6ten Grad. Kraftig und ausdauernd. Ich klickte den Stand bei der vorletzten Länge und sicherte Jakob nach. Mittlerweile war die Sonne weg und es wurde dunkel. Ich befestigte Jakob noch seine Stirnlampe und er kletterte los.

Jakob am Stand nach der Retourquerung (ca. Wandmitte)

Ein abweisender 6er Bauch. Jakob steckte den 2er Friend (BD) in einen Riss und arbeitete sich drüber. Mittlerweile war es dunkel und Jakob zog das rote Seil ein. Perfekt dachte ich. Und kletterte los. Leider war das blaue Seil hängen geblieben und ich musste dieses beim Klettern aufnehmen. Nach 10 Metern konnte ich es jedoch befreien und nun kletterte ich die letzen Meter Richtung Gipfel. Dort saß gemütlich der Jakob und sicherte mich an einem Köpfl. Im Mondlicht gönnten wir uns noch einen Müsliriegel und ein Mars. Der Abstieg war leider recht schwer zu finden und so mussten wir immer wieder ein wenig abklettern und steilere Wiesen und Schotterfelder absteigen.

am Gipfel vom Großen Zinken

Schlussendlich sind wir dann wieder auf den Weg gestoßen. Über die breite Forststraße sind wir dann bis zum Bodenbauer abgestiegen. Leider ist mir auf Grund des Gewichtes (Helm und Kletterschuhe) und der Position der Reißverschlüsse (auf 12:00 Uhr) der Rucksack aufgegangen. Beim Auto habe ich dann bemerkt, dass ich 4 Bandschlingen und mein Arc´teryx Magnesium Sackl irgendwo bei Abstieg verloren hatte. Vielleicht taucht ja noch mal was auf. Auf jeden Fall waren wir wieder beim Auto. Nach einer kurzen Stärkung mit Mohnstrudl und O-Saft fuhren wir wieder im Nebel heim. Am Bahnhof verabschiedete ich mich noch von Jakob, der noch seine Reise nach Wien antrat. Freu mich schon auf unsere nächste gemeinsame Kletter- oder gar Eistour!

die Bilder vom Zinkenecho könnt ihr euch hier ansehen

  1. Markus am 13. November 2008

    Gratulation euch beiden zu dieser coolen aktion! Musst mich echt einmal zu sowas mitnehmen.
    Oder sollt ich gleich losstarten und mir des Helden chalkbag sichern?
    Bis demnächst, alles liebe, Markus

  2. ja, ja die Tour ist nicht zu unterschätzen!
    lg Flo :-)

  3. stefe am 11. November 2008

    puh, die tour muss ja ein ganz schönes kaliber gewesen sein.

    aber super nervenstärke bei dem zeitdruck im hinterkopf, kompliment

    grüße aus innsbruck