Zurzeit gibt es jeden Tag Minusgrade, was das Eiskletterherz höher schlagen lässt. Die Wasserfälle wachsen und die Eiskletterzeit ist voll im Gange. Aus diesem Grund beschloss ich recht kurzfristig gemeinsam mit Jakob ein paar Fälle zu erklettern.
Einen Fall den ich schon des längeren machen wollte, war der Zedlach Eisfall. Ein nicht all zu schwerer Wasserfall, der aus mehreren Stufen besteht. Gerade im unteren Bereich hat dieser Fall nicht immer viel Eis und außerdem ist die Lage sehr Lawinen exponiert und somit nur bei besten Verhältnissen empfehlenswert. Da ich von Peter wusste, dass er diesen in den Weihnachtsfeiertagen gegangen war und ich so auch eine Insiderinfo von ihm hatte, standen alle Zeichen auf Grün. Jakob musste ich nicht lange überreden und so fuhren wir am Freitag nach der Arbeit Richtung Felbertauern. Beim Spar kauften wir noch Brot, Käse, Wurst und ein wenig Schoko.
Nach 5,5 Stunden waren wir beim Pumpwerk in Gruben, wo wir parkten und im Auto biwakierten. Bevor wir schlafen gingen kochten wir noch Tee und schliffen unsere Steigeisen und Eisgeräte. Vor allem Jakobs Geräte waren von Pakistan noch recht stumpf. Dann kuschelten wir uns in unsere warmen Schlafsäcke und gingen schlafen. Der Mond schien ins Auto und der Bach rauschte in der klirrenden Kälte. Schließlich hatte es minus 18°C. Am nächsten Morgen standen wir gemütlich auf und richteten unser Zeug zusammen. Der Fall ist eigentlich vom Pumpwerk schon zu erkennen, zumindest der obere Teil.
Wir spurten durch den Wald und kamen zu einem Lawinengraben, wo wir uns dachten, dass wir hier richtig seien. Über ein paar Eisstufen kletterten wir Richtung Einstieg. Anfangs wussten wir zwar nicht ob wir 100% richtig sind, aber wir näherten uns dem Eis, das nach richtiger Spur aussah. Die erste Seillänge hatte so dünnes Eis, dass ein Sichern sich nicht ausgezahlt hätte. Somit kletterten wir seilfrei bis zu einem Fixstahlseil. Jetzt wussten wir, dass wir richtig waren. Die erste Seillänge hatte wenig, aber ausreichend Eis.
Der Fall ist ziemlich gestuft und die Kletterei wird immer wieder durch Spurarbeit im steilen Gelände unterbrochen. Zum Schluss kommt noch eine kleine Eisarena, in der es mehrere Möglichkeiten gibt. Der Fall ganz links hatte wie im Führer beschrieben recht wenig Eis. Die mittlere Variante war eine cleane M6+ und ganz rechts stand ein Fall, der eigentlich ganz gut aussah. Somit spurten wir zur rechten Variante.
In zwei Seillängen waren wir oben. Beim Ausstieg gab es links ein kleines Bäumchen, an dem ich Stand machte. Oben genossen wir das tolle Wetter und die sonnenbeschienenen Hänge, die auf der Südseite lagen. Wir hatten Schatten und tiefe Temperaturen, aber man gewöhnt sich an die Kälte. Im tiefen Schnee spurten wir zurück zu einer kleinen Hütte, welche vom Ausstieg her sichtbar war. Danach ging es über den steilen Wald wieder zurück.
Bis zum Lawinenkegel und von diesem mühsam wieder retour Richtung Auto. Schön langsam verschwand die Sonne und wir kochten uns noch guten Kaffee und aßen Mohnstrudl. Ein perfekter Klettertag. Am Abend machten wir uns noch auf Richtung Heiligenblut, da ich von Axel ein paar Tipps über schöne Wasserfälle dort bekommen hatte. Da Heiligenblut recht hoch liegt – 1.300 Meter Seehöhe – gibt es dort auch schon fast Eis- und Schneegarantie. Von einem Fall waren wir beide gleich begeistert – der Pockhorner Kerze. Ein WI 5 mit einer Länge um die 200 Meter.
Wir parkten beim Gasthof Sonnblick, wo wir uns noch ein Bier gönnten. Nach Absprache mit dem Wirten konnten wir dort im Auto schlafen. Früh morgens beschlossen wir noch ein wenig weiterzuschlafen und um 09:30 schafften wir dann den Aufbruch Richtung Fall. Wir gingen zuerst über die Loipe Richtung Wald und dann querten wir die erste fette Lawinenmoräne. Der Fall ist vom Gasthof gut sichtbar. Über die sehr lawinenexponierte Lawinenrinne geht es Richtung Einstieg.
Das Eis sah sehr gut aus und kalt war es auch, was das Eis leider etwas spröde machte. Über die ersten zwei Längen pickelten wir uns recht flott drüber. Dann die erste 5er Länge. Unten noch ganz gutes Eis. Oben entschied ich mich gegen das Topo und kletterte links. Bevor ich in das schlechte Eis kam, setzte ich noch zwei ganz gute Schrauben. Dann wurde das Eis schlechter und ich arbeite mich Meter für Meter hinauf.
Über das Blumenkohleis kam ich dann wieder in ganz gutes Eis. Pah – eine gute Schraube setzen – und ich entspannte mich gleich wieder in meinem Kletterstil. Ganz hinauf ging sich leider nicht aus und so machte ich in einer Nische vor der eigentlichen Kerze Stand. Die Kerze war dann auch noch mal recht heikel, da die Eisqualität sehr „röhrig” war.
Jakob kämpfte sich aber souverän über die Kerze und hatte dann noch ein paar Eisaufschwünge. Als Bonus kletterten wir dann noch die letzte Eisstufe. Nach dieser querten wir nach rechts in den extrem steilen Wald. Von dort seilten wir uns dann ab. Beim nächsten Mal würde ich wahrscheinlich über den Fall abseilen, da die Wahrscheinlichkeit, dass das Seil hängen bleibt sehr hoch ist! Zum Glück hatten wir keine Probleme, durchdachten die Seilführung aber auch genau.
Die letzten Meter kletterten wir im hart gepressten Lawinenschnee ab. Beim Parkplatz angekommen wurden wir vom Wirten auf einen guten Kaffee eingeladen und wir berichteten von den aktuellen Verhältnissen der Pockhorner Kerze. Im ruhigen Abendverkehr ging es wieder nach Hause, wobei wir im Auto schon die nächsten Pläne und Projekte schmiedeten!
die Bilder könnt ihr euch hier ansehen
Webtipp von dem Bergführerverein Heiligen Blut “Eisklettergebiet Heiligen Blut”
coole Touren, coole Fotos, cooler Bericht Heuer scheints wirklich super Verhältnisse zu geben.
lg Peter