Die Zeit nach Thailand war hart. Mein Ohr war am heilen und schön langsam ging es auch wieder mit dem Gleichgewicht und dem Klettern. Die letzte Diagnose von meinem HNO war, dass das Trommelfell schon fast zugewachsen war. Somit wurde es Zeit wieder einmal klettern zu gehen.
Gemeinsam mit Bettina ging es auf die Hohe Wand. Dort kletterten wir ein paar schöne Touren im Genussbereich. Bettina war schon gut trainiert und so ergänzten wir uns perfekt. Ich war froh wieder echten Fels zu greifen. Die frische Luft, das Vogelgezwitscher und die warmen Temperaturen machten den Tag zu einem schönen Klettertag. Auch mein Ohr spielte mit und freute sich über die frische Luft.
Da ich jetzt wieder ganz fit war, wollte ich am „Detonation Boulevard“ meine Kraftausdauer checken. Teilweise waren die Längen ganz schön anstrengend, aber in Summe kamen wir Rotpunkt durch. Lediglich in der Platte musste Erik ein wenig überlegen, aber als starker Kletterer war das kein Problem für ihn.
Als sich Manuel nach meinem Wohl erkundete, verabredeten wir uns gleich zu einer Tour. Peter der eigentlich nach Chamonix fahren wollte, aber wegen des schlechten Wetters in Wien blieb, gesellte sich kurzer Hand dazu. Als Dreier-Seilschaft kletterten wir die Neutour „Zukunftsweiser“. Manuel führte alle Seillängen. Und er hatte über den Winter extrem trainiert. Zurzeit besteht er nur aus Haut und Knochen und klettert wie ein junger Gott. Spielerisch zog er über den Fels, aber oben in der „Detonation Boulevard“-Platte wollte er ein bisschen zuviel und prompt saß er im Seil. Ja, auch Göttern passieren Fehler *gg*! Manuel fuhr dann wieder heim und gemeinsam mit Peter ging ich noch die „EB Platte“. Über den alten Einstieg, der extrem abgeschmiert ist, ging es zum Kettenstand der EB-Platte. Peter wollte endlich die erste Seillänge, die ersten zwei Längen können gut zusammengelegt werden, gehen.
Für mich perfekt, da ich gemütlich hinten nachklettern konnte und mich nicht übermäßig anstrengen musste. Souverän kletterte Peter die ersten zwei Längen, die ihm nicht wirklich Probleme machten. Den Ausstieg wählten wir dann über die letzten zwei Seillängen vom Osterhasi.
Mit Markus ging es eine Woche später wieder zur Hohen Wand. Diesmal zum Hochfall, der eine herrliche Kletterei bietet. Da der Zustieg etwas weiter ist und die Touren ein wenig schwerer, gibt es immer genügend Platz zum klettern. Eine Tour, von Rudi Holzer, die mich dort reizte war die „Free Tibet“. Der Einstieg ist gleich links neben der „Superslavika“ und gut eingebohrt. Die ersten Längen sind noch nicht so schwer.
Teilweise ein wenig brüchig, aber nach ein paar Begehungen wird das sicher besser. Die vorletzte Länge (fast 50m) geht dann eine steile Wand empor. Kleingriffig zieht die Tour nach oben und über einen Überhang geht es dann in eine abdrängende Verschneidung, wo noch der ein oder andere Griff hergerissen werden muss. Eine super Länge! Die letzten Meter gehen in einem herrlichen Verschneidungsriss hinauf zum Plateau.
Schön langsam war ich wieder echt fit und gemeinsam mit Jakob wollten wir das mal wieder testen. Da ich noch nie bei den Lechnermauern war, wurde es höchste Zeit! Jakob hatte auch schon ein kleines Projekt und so stapften wir vom großen Höllental über das Gaisloch hinauf zu den Lechnermauern. Oben gab es noch einiges an Schnee, aber der war recht hart und störte nicht.
Den Einstieg hatten wir relativ schnell gefunden. Die ersten zwei Längen sind ident mit dem Kowelkapfeiler und dann geht es ziemlich gerade hinauf. In Summe eine super Tour, die ganz gut eingebohrt ist. In den leichten Stellen wurde mit Bolts gespart, aber dort wo sie benötigt werden stecken sie auch. Jakob und ich seilten wieder über die Tour ab. Die Abseilstände sind gut eingerichtet. Unten angekommen stapften wir durch den mittlerweile tiefen Schnee wieder retour. Das Gaisloch war jetzt ein Wasserfall und ich freute mich über meine Goretex Hose und Jacke.
Meine letzte Ohrenuntersuchung war sehr positiv, da das Trommelfell wieder geschlossen war. Und das wichtigste ich fühlte mich fit. Es wurde Zeit für neue Touren und Herausforderungen. Über Markus hatte ich Hubert kennen gelernt, der mich mal in der Kletterhalle angesprochen hat. Er selbst ist begeisterter Bergsteiger und war schon in ein paar heiklen Situationen (Eisbären). Meine erste Tour mit ihm führte uns übers Wochenende zum Dachstein. Wie üblich fuhren wir am Freitag weg. Dort angekommen sahen wir eine waschlnasse Südwand und sehr viel Schnee.
Da ich als Alternative eine Tour am Großen Koppenkarstein machen wollte, verzichteten wir auf die Schi, da wir ja eh mit der Seilbahn fahren konnten, aber diese hatte Revision und war geschlossen. Verdammt. Von Freitag auf Samstag schüttete es in Strömen. Um drei Uhr morgens war noch alles nass und so war klar, dass unserer eigentliche Tour, die Maixkante, nicht wirklich Sinn machte. Wir verkrochen uns wieder in unsere warmen Schlafsäcke und schliefen weiter. Am Morgen standen wir gemütlich aufund frühstückten eine Kleinigkeit. Dann stapften wir über das Edelgrießkar hinauf zum Großen Koppenkarstein.
Ganz schön zach, aber wie holten sogar eine dreiköpfige Schitourengruppe ein. Nach einer kurzen Pause stiegen wir in den Idealpfeiler ein. Eine super saugeile Tour. Die Tour ist teilweise saniert, aber sicher nicht überbohrt und teilweise muss ganz schön gekrallt werden. Das Wetter war nicht optimal und immer wieder zog es zu und der kalte Wind blies uns um die Ohren. Drei Seillängen vor Schluss machten wir einen Rückzug. Bei einer nassen Platte war auch für Hubert Schluss. Es war kalt und windig und so wollte ich nicht mehr probieren. Neben uns donnerten in einem Kessel immer wieder Eislawinen herunter.
Am Wandfuß machten wir noch eine kurze Pause. Dann ging es über das Edelgrießkar wieder hinunter, leider per pedes und nicht mit den Schiern. Nach einer ausgedehnten Pause und einem guten Kaffee planten wir unseren morgigen Tag. Wir wählten eine Wand mit harmlosen Zustieg, da wir die gestrige Tour beide noch spürten.
Der niedere Türspitz war quasi vor der Haustür. Der Sonntag war wesentlich schöner und warm. Die Sonne wärmte uns beim klettern und wie Eidechsen kletterten wir von Stand zu Stand. Die Tour ist ganz gut eingebohrt. Es sind aber doch 400 Höhenmeter und die Längen sind nie leichter als 6. In Summe eine schöne Tour, die sich als Alternative auf jeden Fall auszahlt.
Die nächste Arbeitswoche verging wieder wie im Flug und am Freitag ging es schon wieder Richtung Fels. Gemeinsam mit Markus fuhren wir in die Wachau, um den „Transamerikapfeiler“ zu klettern. Eine super Tour im besten Fels. Auch wenn man meiner Meinung nach etwas aufpassen muss. Es gibt schon Blöcke, die teilweise nur an einer kleinen Nase hänge.
In der vierten Seillänge ist mir auch ein Griff ausgebrochen. Die Tour ist aber perfekt eingebohrt. Markus konnte die letzte Seillänge onsight klettern. Eine super Leistung! Ich hatte da im Nachstieg schon ein wenig mehr zu kämpfen. Bei Retourweg trafen wir noch zwei Boulderer, die an einem Problem arbeiteten. Gemeinsam probierten wir selbst den ein oder anderen Ansatz.
Am Samstag traf ich mich schon sehr zeitig mit Hubert. Um 08:00 waren wir bereits beim Waxriegelhaus. Bewaffnet mit Schiern und Kletterzeug starteten wir unsere Kombination. Unsere erste Tour war das Bärenkar. Eine Steilrinne neben den Lechnermauern. Anfangs stapften wir über den Firn und das letzte Stück kletterten wir über die Wechte.
Über die steile Einfahrt ging es im besten Firn hinunter. Ein Traum. Nach der Abfahrt spurten wir zurück zur Seehütte. Dort bunkerten wir unser Schizeug und die Rucksäcke. Leider war das Wetter nicht perfekt, aber hin und wieder zeigte sich sogar die Sonne. In einer komplett verlassenen Preinerwand kletterten wir zwei Klassiker. Die „Göttliche Hand“ und die „Nordavind“.
Im Anschluss gönnten wir uns einen Kaffee auf der Seehütte und zum krönenden Abschluss fuhren wir den „Langen Mann“ bis zur Steilstufe. Bester Firn begleitete uns bis hinunter. Nach rechts ging es dann über den steilen Wald wieder hinunter zur Forststraße. Teilweise gibt es ein paar Fixseile, die das letzte Seile Stück entschärfen. Von der Forststraße geht es retour zum Waxriegelhaus und von dort wieder zum Parkplatz vom Preiner Gscheid.
Da der Sonntag vom Wetter wesentlich besser war entschlossen wir uns wieder ins Höllental zu fahren. Diesmal war ich mit Erik unterwegs. Das Thermometer sollte fast 28 Grad erreichen und so entschlossen wir uns für eine nordseitige Tour. Erik wollte den „Seelenfrieden“ auf der Gaisbauerwand gehen. Da ich wieder fit war, war ich natürlich mit von der Partie.
Eine sehr eindrucksvolle und recht überhängende Wand. Tolle Kletterei an bestem Fels. Über den Blechmauernsteig kamen wir dann ins große Höllental. Nach einer guten Jause kletterten wir noch eine Genusstour. Die „Nix für Suderer“ in der Klobenwand war ideal. Anschließend seilten wir über die Tour ab und wollten noch auf ein Bier ins Weichtalhaus. Unten trafen wir ein Mädl, welches gerade eine Kamera aufbaute.
Da war mir klar warum! Auf meine Frage, ob jemand springt, bejahte sie! Somit warteten Erik und ich auf den Basejump von Martin. Es dauerte noch einige Zeit, aber dann kam der Sprung. Der Schirm erfüllte das Höllental mit einem lauten Knall. Ich konnte mich noch erinnern wie erschrocken ich vor ca. 2 Jahren war, als ein Basejumper gesprungen ist und ich gerade in der Wand war. Gekonnt segelte Martin zum Landepunkt und machte eine Punktlandung. Nach ein paar kurzen Worten mussten wir leider schon weg, da Heidi zuhause auf Erik wartete und ins Theater wollte.
Auf jeden Fall bin ich wieder fit und freu mich auf weitere Abenteuer!
weitere Bilder sind zu den jeweiligen Touren im Tourenbuch verlinkt