Keine Haken, Knotenschlingen, Magnesiumverbot “das Elbsandstein Gebirge”


das Elbsandsteingebirge, Rathen & Wehlen, Sächsische Schweiz

Wie schon so oft war das Wetter für´s Wochenende wieder schlecht angesagt. Ich nahm den Telefonhörer und wählte Hubert´s Nummer und dachte bereits nach, wie wir das Wochenende mit Alternativen füllen könnten. Aber Hubert hatte eine tolle Idee! Er meinte:” Flo, schauen wir uns doch mal das Elbsandsteingebierge an!”



das Elbsandsteingebirge, Rathen & Wehlen, Sächsische Schweiz

das Elbsandsteingebirge, Rathen & Wehlen, Sächsische Schweiz

Das Wetter war dort perfekt. Ich kannte zwar viele Horrorgeschichten, aber warum nicht. Mit Hubert in der Tasche hatte ich schließlich einen begnadeten Vorsteiger, der sich bis zum 6ten Grad nichts pfeift! Somit hatten wir einen perfekten Plan. Die Fahrt dorthin war in 6 Stunden erledigt, da man sich in Tschechien nicht wirklich an die Speedlimits hält. Die Autobahn ist perfekt ausgebaut und 550km sind nicht so schlimm. Am Abend suchten wir uns ein nettes Schlafplätzchen im Laubwald.

Bergsport Arnold in Bad Schandau (super Beratung!)

Bergsport Arnold in Bad Schandau (super Beratung!)

Am nächsten Morgen wurden wir von der warmen Sonne geweckt und nach einem guten Frühstück ging es nach Bad Schandau zum Bergsport Arnold. Ein kleiner feiner Laden, der wie sich nachher herausstellte, sehr hilfsbereit war! Ich kam mir vor wie beim Kauf meiner ersten Expressschlingen. Nachdem wir einen Kletterführer und eine Karte auf dem Ladenpult hatten, kam es zum Thema mit den Knotenschlingen. Nach einer kurzen Einweisung stellte ich zu meiner Verwunderung fest, dass es sich um normale Seilstücke handelte an dessen Enden ein Sackstich oder Achterknoten ist.

die Knotenschlinge in ihrer Anwendung

die Knotenschlinge in ihrer Anwendung

Wir kauften uns somit verschiedene Seildurchmesser an dessen Ende ein Sackstich war. Die Länge ist jeweils so, dass wenn der Knoten im Seil ist, man die Schlingen immer noch Schultern kann. Der Vorteil der längeren Schlingen ist, dass der Teil an dem sich der Knoten hineinzieht noch zusätzlich abgeknotet werden kann. Dann hängt man die Express in das angeknotete Seilende und die Sicherung ist perfekt, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Nachdem wir nun unser Grundsortiment hatten, kauften wir uns noch zwei Holzkochlöffel, welche als Sanduhrenstirler und Knotenschlingenentferner dienten. Somit fuhren wir gut ausgerüstet zu unserem ersten Spot den Türkenkopf.

Hubert in der zweiten Seillänge, unwahrscheinlich gute Reibung!

Hubert in der zweiten Seillänge, unwahrscheinlich gute Reibung auf den Kletterschuhen!

Es war richtig sommerlich mit herrlicher Sonne und extrem warm. Beim Zustieg lernten wir schnell ein paar Kletterer kennen. Wie alle, die wir bis jetzt getroffen hatten, waren die Leute extrem hilfsbereit und erklärten uns Wege und coole Spots. Die Landschaft war faszinierend. Waldboden mit Sandeinlagen, wie am Strand, begeleiteten uns zu unserem ersten Spot. Der “Südwand” Weg auf den Türkenkopf, Kletterrouten heißen hier Wege, war unsere erste Tour. Der Gripp auf dem Felsen ist Wahnsinn. Wie Schleifpapier!

Gipfelsieg am Türkenkopf - Weg Südwand

Gipfelsieg am Türkenkopf - Weg Südwand

Die ersten Sanduhren waren schnell gefunden und bald war ich am ersten Ring. Geil! Huber kletterte dann die zweite Seillänge die ebenfalls extrem schön war! Dann waren wir auch schon am Gipfel. Mit einem “Berg Heil” wurden wir von zwei anderen Seilschaften herzlich begrüßt. Auf dem Turm gab es genug Platz für uns alle und ein abchillen auf dem Turm hat hier genau so Tradition wie die Knotenschlingen. Die Landschaft war herrlich. Überall ragten Türmchen aus dem Wald und auf jedem Türmchen waren Kletterer.

auf jedem Türmchen wird geklettert

auf jedem Türmchen wird geklettert

Ein geniales Bild. Nachdem wir uns ausgeruht und akklimatisiert hatten, seilten wir über die Rückseite wieder ab. Und gingen zum nächsten Turm. In Summe ist die Absicherung sicher sehr moralisch, aber immer wieder gibt es gute Möglichkeiten doch irgendwie abzusichern. Da die Risse teilweise „zumachen“ stieg auch das Vertrauen in die Knotenschlingen. Nach der Südwestwand am westlichen Feldkopf und dem Herbstweg am Talwächter gingen wir zur Südwestwand der Steinschleuder.

der Zustieg zur Steinschleuder "Talseite"

der Zustieg zur Steinschleuder "Talseite"

Den Einstieg fanden wir nicht gleich und über ein schmales Band kamen wir auf ein Platzerl mit herrlichem Ausblick auf die Elbe. Von dort ging die Tour in zwei Seillängen hinauf. In der Mitte gab es einen Ring und der Rest war clean. Wir stopften eine Menge Knotenschlingen in Risse, da wir fast keine Sanduhren fädeln konnten. Obwohl die Absicherung zwar abenteuerlich war, war die Kletterei von außerordentlicher Schönheit. Strukturen wie ich sie nur von Korsika kenne, begleiteten uns auf den Gipfel.

Hubert in einer der tollsten Seillängen die ich je geklettert bin

Hubert in einer der tollsten Seillängen die ich je geklettert bin

Dort angekommen schrieben wir uns wieder ins Bücherl ein und sahen den anderen Kletterern und Touristen zu wie sie uns beobachteten. Lässig ist auch, dass es auf jedem Gipfel ein Bücherl gibt, wo man sich einträgt. Jedes Bücherl hat immer ein Buch, indem man sich eintragen kann, plus Bleistift (deutsche Gründlichkeit). Im Sonnenuntergang seilten wir uns wieder ab und gingen zum oberen Aussichtsrestaurant, wo wir in der Lounge ein paar gute Weizenbier zwickten.

auf jedem Turm gibt es ein kleines Gipfelbücherl mit Bleistift (deutsche Gründlichkeit)

auf jedem Turm gibt es ein kleines Gipfelbücherl mit Bleistift (deutsche Gründlichkeit)

Erfolgreich stiegen wir über die zahlreichen Stiegen wieder ab und gingen zu unserem Auto. Dort kochten wir uns ein gutes Abendessen und bei einem gutem Glaserl Wein unter klarem Sternenhimmel und angenehmen Temperaturen ließen wir den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen blieben wir zwar im Klettergebiet Rathen, aber wir wechselten ein wenig das Gebiet.

moralisch ein Hammer - Hubert und ich waren extrem beeindruckt

moralisch ein Hammer - Hubert und ich waren extrem beeindruckt

Nach einer gelungenen Einklettertour ging es zum Talweg beim hintern Höllenhundturm. Diesmal gab es sogar „einen“ Zwischenring. Der Rest war wieder clean. Die Kletterei war wieder beeindruckend. Hubert meinte: “Do muast aufpassen wennst bei uns wieder in a Plotten steigst, weil der Gripp is a wohnsinn!“ Und es stimmt, echt faszinierend, auch wenn man schlampig steigt – der Schuh pickt richtig. Die Gipfel sind auch immer flach und haben eine gerade Fläche.

von jedem Gipfel wird auf der Rückseite abgeseilt (perfekte Abseilstände)

von jedem Gipfel wird auf der Rückseite abgeseilt (perfekte Abseilstände)

Der Stein ist warm und ein kleines Nickerchen am Gipfel war immer drin! An perfekten Abseilständen geht es dann wieder hinunter. Den Kletterführer konnten wir jetzt auch schon langsam lesen und so wurden die Wege (= Klettertouren) schnell gefunden. Unser letzter Weg sollte noch ein echtes Highlight werden. Es war zwar schon recht spät, aber wir hatten ja Stirnlampen mit, die wir allerdings nicht brauchten.

ich in der Schlüsselstelle ein gut griffiger Riss

ich in der Schlüsselstelle ein gut griffiger Riss

Der Beginn war etwas sandig und der Mittelteil moralisch, aber das Finish außerirdisch. Überhängend an Schuppen und fetten Henkeln hinauf zum Gipfel. Ein Traum! Das Abseilen war hier leider nicht ganz klar, aber mit ein wenig Geschick fanden wir auch hier wieder den Weg nach unten. Unser fixes Schlafplatzerl hatten wir jetzt auch schon und so konnten wir uns schon richtig wohl fühlen. Am nächsten Morgen war dichter Nebel im Tal, welcher sich nach einiger Zeit wieder verflüchtigte.

Die Lokomotive, ein sehr begehrter Spot

Die Lokomotive, ein sehr begehrter Spot

Unser heutiges Ziel war die Lokomotive. Eine Felsformation, die wirklich aussah wie eine Lokomotive. Beginnen wollten wir mit dem Überfall aber leider konnten wir den Einstieg nicht finden bzw. war der Start so sandig und in Summe nicht fest, dass wir uns nicht so recht drüber trauten. Somit entschieden wir uns für den Lammriss mit Variante.

steiler abweisender Riss mit viel luft unter den Sohlen - gesichert mit Knotenschlingen

steiler abweisender Riss mit viel luft unter den Sohlen - gesichert mit Knotenschlingen

Ein knackiger Riss, der sich schlecht absichern lässt. In der Mitte gab es einen Ring, der für die Moral schon sehr wichtig war. Am Gipfel hatte sich der ganze Nebel verzogen und die Sonne wärmte den Stein. Im Toprope wollte ich mir dann den Überfall anschauen.

Hubert in der letzten Seillänge von der Lokomotive

Hubert in der letzten Seillänge von der Lokomotive

Den Einstieg habe ich trotzdem nicht so richtig gefunden. Die Schlüsselstelle ist der „Überfall“ von dem Turm auf den großen Turm (Zwergentot). Sogar im Toprope war ich sehr konzentriert! Aber es funktionierte. Danach gingen wir noch zwei leichte Klassiker wo wir unseren Elbsandsteintripp so richtig ausklingen lassen konnten!

Topoführer Rathen & Wehlen (Sächsische Schweiz) Jürgen Schmeißer Band 1 (ISBN 3-933787-11-4)

Bergsport Arnold, Marktstraße 4, Bad Schandau (link zum Anklicken)

  1. Floh am 23. September 2011

    starke sache und extrem geile formationen +fotos! irgendwann einmal…..

  2. klingt vernünftig! hab eh schon einiges ghört vom elbsandstein… wird wohl keine ewigkeit mehr dauern, bis i mir des a anschaug :) Da Flo is halt unser “Explorer” :D

    lg Peter

  3. hi stefe, nicht so schlimm es gibt auch immer wieder gute Sanduhren und Köpfeln – eh fast wie bei uns :-o

  4. stefe am 30. September 2009

    i würd mir glaub i nur mehr ins hemd machen, sofern davon überhaupt noch was übrig wäre :D

  5. *gg*
    ja, ja der Spot ist echt Geil! Die Moral wird auf jeden Fall gut trainiert wennst mal 10 Meter über einer Knotenschlinge stehst die, naja, halten kann oder … ;-)

  6. cool!! Sehr schöne Fotos! Der Fels scheint jo echt oarg dort zu sein. Sollte mir das wohl auch mal anschaun.
    Weiter so & bis bald!

    lg Peter