Nach so viel verregneten Wochenenden und Ausweichzielen lässt mich der Herbst nicht im Stich. Ein schönes Wochenende jagt das andere und so konnten geschmiedete Pläne endlich in die Tat umgesetzt werden.
Gemeinsam mit Hubert fuhren wir zum Hohen Dachstein. Das Wetter war gut und stabil. Voriges Jahr wollte ich die Tour schon ein paar mal gehen, aber immer wieder kam etwas dazwischen. Im Frühjahr war dann noch so viel Schnee, dass wir Richtung Koppenkarstein ausweichen mussten. Mein fixes Schlafplatzerl hatte ich schon dort und mit ein wenig Glück war es auch noch nicht belegt. Bei einem guten Weizenbier erzählte mir Hubert die ein oder andere Geschichte von seinen Kletterabenteuern. Nach einem weiteren Bier ging’s dann in die warmen Schlafsäcke. Um 05:00 läutete der Wecker. Am Parkplatz war dichter Nebel. Wir konnten fast die Hände nicht vor Augen sehen. Nach einem Kaffee, Tee, Bananen und Müslifrühstück ging es Richtung Hohes Dirndl.
Vorbei an der Südwand Hütte Richtung Johann Klettersteig ging es in zu dem markanten Pfeiler, dem Hohen Dirndl. Den Einstieg konnten wir schnell finden und ich kletterte die erste Länge. Der Fels war noch saukalt und meine Fingerkuppen waren bald gefühllos. Aber in dem Schwierigkeitsgrad war das noch kein Problem. In der dritten Länge tat ich mir dann schon ein wenig schwerer. Aber nachdem die Finger aufgetaut waren, Schmerzen wie beim Eisklettern, ging es und ich konnte das Klettern richtig genießen.
Hinter uns stiegen noch zwei Seilschaften ein, aber da Hubert und ich schon sehr gut eingespielt sind, waren wir wesentlich schneller. Unter uns war der Nebel und wir kletterten im blauen Himmel. In der Dachstein Südwand rotierte die typische Nebelwalze. Hin und wieder riss es auf und der mächtige Gletscher blickte durch. Landschaftlich einfach schön. Bald war auch Sonne in unserer Tour und der Fels war warm und trocken. Was gibt es Schöneres, als bei so tollem Wetter zu klettern?
Somit war jede Seillänge für sich ein wahrer Genuss. Die Stände und ein paar Zwischenhaken sind gebohrt und in Summe hatten wir drei Pacific Omega mit denen wir ein paar zusätzliche Sicherungen legen konnten. Am Gipfel vom Hohen Dirndl beobachteten wir eine zeitlang die Leute am Gletscher. Dann seilten wir uns über die Nordseite ab.
Die Abseilstände sind recht schwer zu finden, aber es gibt ein paar davon. Am Gletscher bewegten wir uns vorsichtig über das harte Schneefeld. Zum Glück konnte ich mit meinen Schuhen ein paar Stufen schlagen, weil es sonst sehr mühsam geworden wäre. Zum Schluss ging es noch über ein aufgefirntes Schneefeld hinunter Richtung Seilbahn mit welcher wir dann hinunterfuhren. Die Sonne war noch recht hoch und es war warm. So schönes Wetter hatte ich schon lange nicht mehr.
Mit einem gutem Abendessen und einer Flasche Rotwein ließen wir den wunderschönen Tag ausklingen. Am nächsten morgen läutete der Wecker wieder um 05:00. Nach einem guten Frühstück und mit einem Haufen Motivation ging es heute in die Dachstein Südwand. Dort wollten wir die „Top Secret“ klettern. Am Steinerweg war schon die Hölle los. Drei Seilschaften waren am Einstieg und eine in der ersten Seillänge. Im Pichelweg waren auch schon zwei Seilschaften…
Für unseren Zustieg mussten wir uns in das harte Schneefeld ein paar Stufen schlagen, um dieses zu überwinden. Zu diesem Zweck nahm ich mir zwei Steine und arbeitet mich hoch. Hubert folgte mir und wie auf rohen Eiern arbeiteten wir uns über die ersten 15 Meter. Über die erste Geröllplatte waren wir schnell drüber und nach der ersten Steilstufe waren wir am Stand der ersten Seillänge. Plötzlich zog eine Steinlawine über das Schneefeld vom Pichlkessel drüber. Kopfgroße Felsblöcke donnerten auch über unseren Zustiegsweg. Eine Seilschaft, die gerade einsteigen wollte, flüchtete gerade noch rechzeitig.
In unserer Tour waren wir komplett allein. Alle kletterten nur in den Klassikern, was uns natürlich nicht unrecht war. Im besten Fels ging es sehr luftig nach oben. Die Tour hat gebohrte Stände und auch ein paar Zwischenhaken. Wieder hatten wir unsere drei Pacific´s mit die für die restlichen Sicherungen sorgten. Bis zum Pichlkessel war die Wegfindung recht klar. Im Pichelkessel mussten wir dann schon eine Zeit suchen, aber mit viel Geduld und dem geschulten Auge von Hubert fanden wir den weiteren Verlauf und dann kam eine geilere Seillänge nach der Anderen. Perfekter wasserzerfressener Fels. Es war unglaublich!
Hubert entdeckte dann eine Zweiseillängenvariante. Die zwei Längen waren in einer extrem lässigen Felsqualität. Rau und wasserzerfressen. Ich glaube ich hätte die Hand nur auf die Platte legen müssen und sie hätte gehalten. Zum Schluss gab es noch einen tollen Kamin, der bei uns trocken war. Nach dem Moosbewuchs im Grund ist dieser wahrscheinlich oft sehr nass! Diesmal hatten wir noch besseres Wetter. Keine Wolken und viel Sonne begleiteten uns bis zum Ausstieg.
Auf dem Weg zur Seilbahn entschied ich mich den Normalweg zu nehmen. Hubert fuhr mit der Seilbahn und ich lief in ca. 40 Minuten bis zum Parkplatz der Seilbahnstation. Dort jausneten wir noch ein wenig und schmiedeten neue Pläne. Am nächsten Wochenende ging es mit Dominik Richtung Totes Gebirge. Ich wollte endlich die Nachbartour der Seeblick machen. Am Freitag fuhren wir Richtung Trisselwand. Dichte Wolken begleiteten uns und immer wieder regnete es, zum Teil auch heftig. Im nassen Laub suchten wir uns ein Platzerl und stellten unser Zelt auf. Nach einem guten Abendessen gingen wir gemütlich schlafen. Um 2:00 in der Früh regnete es noch mal heftig und an gute Verhältnisse für morgen, konnte ich nicht so richtig glauben. So konnten wir uns zumindest ein wenig ausschlafen.
Nach einem gutem Frühstück entschieden wir uns dafür, uns das ganze mal anzuschauen. Beim Zustieg verkofferte ich mich wieder, so wie schon vor zwei Jahren, ich hätte mich in den Hintern beißen können. Aber ich wusste bald, dass wir zu hoch waren. Wir stiegen wieder ein Stück ab und dann fand ich die Querung. Ein Steinmann leitete den Weg. Der Rest war dann eh logisch. Am Einstieg fanden wir eine trockene Wand vor, was uns beide sehr freute.
Was ich auf jeden Fall von Peter wusste, war, dass es am besten ist, die beiden Touren zu kombinieren. Aus diesem Grund sind wir die ersten drei Längen der Seeblick geklettert und anschließend, wo sich beide Touren kreuzen, nach links gequert. Die Absicherung ist gut, wenn auch die Hakenabstände teilweise weit sind. Alle Stände haben immer zwei Bolts meistens mit Abseilringen.
Eine vom Material her perfekt eingerichtete Tour. Das Wetter wandelte sich wie im Wetterbericht versprochen. Wir hatten Sonne und Dachsteinblick. Traumhaft. Eigentlich liegt mir die Plattenkletterei nicht so ganz aber Dominik meinte:“ Flo, da musst dich wie a Katzerl bewegen, dann geht das automatisch!“ Also bewegten wir uns elegant wie zwei Katzen, ich eher wie ein besoffener, plumper Kater, über die Platten. Aber es wurde besser und es machte uns echt Spaß. Die Schlüsselseillänge war dann auch nicht so schwer wie erwartet. Dominik meinte lediglich, naja 7+ is des aber net. Die Tour ist sicher ein wenig milder bewertet, aber besser so als umgekehrt.
In der letzten 6+ hätte es mich dann fast noch rausgeschmissen. Aber dank meiner Power zog ich mich dann doch noch drüber und entdeckte den guten Henkel erst nach dem überwinden der Stelle! “Puh! Glück gehabt”, hätte uns sonst fast die Rotpunkt-Begehung gekostet, wenn das in einer Mehrseillängentour überhaupt zählt *gg*! Am Gipfelkreuz hatten wir dann noch eine Menge Spaß, super Aussicht und extrem gutes Wetter. Über den Normalweg waren wir in einer Stunde wieder beim Auto. Von dort fuhren wir gleich Richtung Traunstein, denn unser nächstes Ziel war die Kaffee & Kuchen durch die Traunstein Westwand.
Eine mächtige Wand. Die Tour hat ca. 1100 Klettermeter und ist ein echter Kondihammer. Als ich Dominik am Donnerstag oder so den Vorschlag brachte, war er gleich Feuer und Flamme. Am Abend bekam ich dann noch ein SM(S) wo drin stand: “Uhu! Jetzt hab i ma a bisl des topo angeschaut und muss doch sagen: uaah! Das is ja schon a gewaltige Tour. Also net dass i jetzt kalte Füsse bekommen tät, aber sag mir bitte dass du auch a bissl an Respekt davor hast!“ Meine Antwort war: “Na!“ „Wos na?!“ Auf jeden Fall wussten wir beide, was wir wollten. Rein in die Tour!
Unser Quartier schlugen wir am Ostufer vom Traunsee auf. Dort gibt es einen kleinen Parkplatz und eine schöne Wiese. Bei Sonnenuntergang und angenehmen Temperaturen kochten wir uns ein feines Abendessen. Um ca. 20:00 kamen noch zwei andere Kletterer an den Strand. Georg und Andi wollten ebenfalls die Tour gehen. Wir tauschten noch ein paar Informationen aus und tranken noch das ein oder andere Bier. Dann ging es in unsere warmen Schlafsäcke. Aber es war noch recht warm, was das Ganze extrem angenehm machte.
Am Morgen standen wir um 05:00 gemütlich auf. Dominik schlief noch so tief, dass ich ihn fast 5 Minuten wachrütteln musste. Georg und Andi standen schon in den Startlöchern während wir erst Frühstück kochten. Frühstück musste sein! Ein guter Tag beginnt immer mit einem guten Frühstück. Die anderen zwei waren ziemlich bald weg. Gemütlich machten wir uns fertig und stiegen dann Richtung Einstieg zu. Der Weg war trotz Dunkelheit leicht zu finden, da er auch sehr gut beschrieben war. Bei der ersten Dreier-Länge seilten wir an und zogen hinauf. Alles ging sehr schnell. Keine Sekunde wurde vergeudet. Die Fünfer-Längen konnten wir auch sehr schnell hinter uns lassen.
Vor der ersten schweren Länge hatten wir die Zwei schon eingeholt. Von unten kam auch der Erstbegeher mit einem Gast gemeinsam mit einer zweiten Seillschaft. Somit waren wir vor der ersten 6+ Länge 4 Seilschaften. In der nächsten leichten Seillänge überholten wir und ließen den Erstbegeher vor. Wir blieben den beiden aber scharf auf den Fersen und somit war die Logistik perfekt. Die anderen beiden fielen immer weiter zurück. Nach den steilen Platten kamen super Seillängen. Die Bewertung ist schon ganz schön knackig und für eine freie Begehung müssten ein paar Griffe und Tritte echt ausgecheckt werden. In Summe konnten wir aber die Tour komplett frei klettern.
Lediglich in der 7er Platte habe ich nicht lange probiert, war gestern genug Katze! Fette Piazrisse, Verschneidungen, knifflige Überhänge und abdrängende Bäuche. Es ist alles da. Wie angesagt, gab es perfektes Wetter und wieder Blick Richtung Dachstein. Dominik und ich kletterten wie die Wieseln. Nach einem kleinen Grasband kamen wir dann zur letzten Seillänge. Dort ist auch das Tourenbuch wo wir den 54ten Eintrag schrieben. Die letzte Seillänge war noch mal eine geniale Kletterei. Wobei ich schon ordentlich meine „Astln“ spürte. In der linken Hand bekam ich immer wieder im Beugeansatz einen Krampf, der sich aber bald wieder löste.
Am Ausstieg waren wir dann in der Sonne. Nach einem ordentlichen Handschlag waren wir fast ein wenig stolz. Über einen kleinen Latschenpfad ging es zum Naturfreudenhaus, wo wir unsere letzten Reserven aufaßen und tranken. Vom Kletterpartner des Erstbegehers wurden wir dann noch auf einen Zirbernen eingeladen. Da wir aber noch nach Wien mussten, gingen wir schon bald wieder.
Der Abstieg über den Naturfreudesteig war lang und mühsam. Teilweise sehr abgeschmiert und rutschig, aber technisch sehr einfach. Beim Auto sprangen wir zur Abkühlung in den eiskalten Traunsee. Nach einer guten Kaffeejause mit Kuchen fuhren wir wieder heim.
Danke Dominik für das tolle Kletterwochenende und bis zu unseren nächsten Projekten.
Die Bilder zu den Touren gibt´s wie immer im Tourenbuch (verlinkt zum Anklicken)
Hi Martin,
perfekt – und wann starten wir in unsere erste Tour?
Hallo Flo!
Tolle Tour und sensationelle Fotos!!!
Bin am Trainieren
LG Martin
coole Touren habs gmacht Burschen! Tio Plattenkletterei is nit jedermanns Sache… i kann des nachvollziehen… und deine Beschreibung vom “Kater” find i anfoch nur genial Da kann man nur hoffen, dass das Herbstwetter noch lange so weiter geht!
lg Peter
ja ich glaube ein paar Projekte habe ich noch im Ärmel! Na bin schon gespannt was die nächste Tour wird. Eine Idee hab ich schon!
lg Flo
Ich sag danke! Woa a Wahnsinn!
Aber nächstes Mal gemma a gscheite Tour, net nur so Aufwärmgschichten!