
Dank Babara erholte sich meine Sehnenscheibenentzündung relativ rasch. Ein Wochenende ließ ich trotzdem sausen und versuchte mich ein wenig zu erholen. Das gemeinsame Klettern mit Markus zeigte mir, dass die Hand wieder funktionierte. Am Freitag checkten Jakob und ich noch Wetter und Quartier und ein wenig später waren wir schon unterwegs ins Gasteinertal.

Die Eisarena - Mordor WI5 und Supervisor WI 6
Vor der Taleinfahrt traf ich mich noch kurz mit Hubert und borgte ihm einen Klettergurt, den sein Kletterpartner vergessen hatte ;-). Die zwei waren an diesem Tag die Seidenraupe geklettert. Eine sehr schöne Tour, die links um´s Eck hinauf läuft. Der Eisaufbau ist dort meist sehr schlecht und somit sind auch die Verhältnisse nicht immer gut. Hubert erzählte uns jedoch von Top-Verhältnissen in der Eisarena.

eine Seilschaft im unteren Teil der Seidenraupe
Die Lawinengefahr war faktisch Null und die Motivation stimmte. Am Abend checkten wir in unserem Gasthof ein und schmiedeten Pläne. Beide wussten wir von den guten Verhältnissen des Supervisor. Eine Tour in die ich mich bis jetzt nicht hineintraute. Im Führer ist diese Tour folgendermaßen beschrieben: “Eine der ernsthaftesten Routen im Tal, daher nur für echte Könner! Anhaltend schwieriger Wasserfall, der zu den Top Eisfällen Österreichs gehört. Die schwierigsten Seillängen bestehen meist aus Röhreneis und es bilden sich zumeist auch riesige Eisdächer, die zwar zum Großteil umgangen werden können, kürzere überhängende Stellen müssen jedoch meist in großer Ausgesetztheit überwunden werden. Erstbegehung Josef Steinbacher und Hans Zlöbl am 18.01.1991 in 8 Stunden“.

ich in der ersten schweren Länge (WI 5+)
Somit war klar, dass wir uns anstrengen mussten. Um keine Seilschaft vor uns zu haben, standen wir um 05:00 auf und starteten sehr zeitig. Das Thermometer zeigte minus zehn Grad und bei sehr wenig Schnee stiegen wir in die Eisarena auf. Jedes Mal aufs Neue sehr beeindruckend, wenn man die tief blauen, gefrorenen Wasserfälle, die 240 Meter in die Tiefe reichen, sieht. Eine Seilschaft war schon oben. Diese wollten den Mordor gehen. Somit waren wir uns nicht im Weg.

jetzt knallte die Sonne rein und wir wurden richtig naß :-)
Gemütlich gurteten wir uns an, tranken Tee und ein wenig Wasser und aßen noch eine Kleinigkeit. Dann schnappten wir uns die Seile und Eisgeräte. Den Vorbau gingen wir seilfrei bis zu unserem ersten Stand. Mächtig baute sich der Fall über uns auf. Weitere Seilschaften stiegen von unten zu. Die meisten gingen jedoch den Mordor. Ich kletterte die erste Länge und ging das Seil komplett aus. An einer Abalakov und einer Schraube machte ich Stand. Um Eisschlag am Stand zu vermeiden, machten wir eine kurze Länge.

der Ausstieg bei traumhaften Wetter, blauer Himmel und Sonneschein
Dann ging es in eine steile Seillänge, die in Summe viele Hooks hatte, gut kletterbar und gut zum Absichern war. Mittlerweile war die Sonne in unserem Fall und es wurde richtig feucht. Jakob kletterte die nächste schwere Länge und ich genoss die Sonne und das Wahnsinnspanorama. Überall wurde geklettert. Im Mordor, der Seidenraupe, im Federweiß und sogar ein paar Wahnsinnige im Hökarfall.

Martin und sein Kletterpartner im Mordor
Im Sonnenschein kletterte ich die letzte leichte Länge und machte an einem mächtigen Baum Stand. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ uns beide sehr staunen. In knapp vier Stunden waren wir durch. Auf jeden Fall trockneten wir unser Gewand in der warmen Sonne und schauten den Mordor Aspiranten beim Klettern zu. Ich fotografierte Martin, den ich nachher kennenlernen sollte, im Mordor. Auch er machte ein paar coole Fotos von uns. Danke Martin und ein kleiner Link auf seine Page :-).

Kletterer im Mordor
Ich glaube es gibt kein besseres Platzerl zum chillen. Ein guter Kaffee wäre noch gut gewesen, aber mit einem hartgefrorenen Snickers gaben wir uns auch zufrieden. Nach einer guten Stunde Pause machten wir uns auf den Abstieg. Wir gingen über den Hökarsteig zurück. Dieser war aufgrund der Filmarbeiten perfekt abgesichert und mit Fixseilen versehen. Unten machten wir dann noch ein paar Fotos, verstauten unser Zeug und stiegen ab.

ein mächtiges Ding - der Schleierwasserfall
Bei einem guten Kaffee in Gastein planten wir die Tour für den darauf folgenden Tag. Der Schleierfall war schon immer ein großes Ziel von mir. Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, aber die Lawinengefahr ist bei diesem Fall immer ein großes Problem. Aber dieses Mal herrschten perfekte Verhältnisse! Wir konnten ein wenig später aufstehen und gemütlich frühstücken.

Jakob in der ersten "guten Morgen" Seillänge
Beim Frühstück lernten wir zwei Linzer kennen, die mit uns im selben Quartier wohnten. Die zwei entschieden sich ebenfalls für den Schleierfall. Wir nahmen das recht gelassen, weil wir wussten, dass auf diesem Fall genug Platz für alle war :-). Nach dem guten Frühstück packten wir die Rucksäcke fertig und fuhren los. Am Kraftwerkparkplatz wunderten wir uns ein wenig, dass kein zweites Auto am Parkplatz war. Auch keine frischen Spuren obwohl die zwei Jungs vor uns wegfuhren.

die zweite Seillänge war ganz schön steil und anstrengend (für mich)
Bei herrlichem Wetter, windstill und sonnig, stapften wir durch den angewehten Schnee. Der Schleiererwasserfall ist von der Straße schon gut sichtbar. Ein imposantes Eisschild, das ein wenig an die „Weeping Wall“ erinnert. Vorsichtig überquerten wir das gefrorene Bachbett. Ich ließ Jakob vorausgehen und da das Eis bei ihm hielt, konnte ich gemütlich drüberstapfen *g*. Das Eis war extrem spröde und so gab es einiges zu hacken. So werden auch leichte Seillängen anstrengend. In der Mitte der ersten Seillänge kamen auch Christoph und Christian.

Christian in seiner zweiten Seillänge, knapp vor dem Sturz
Die zwei wählten einen anderen Zustieg, der einiges an Zeit gekostet hatte. Sie stiegen rechts neben uns ein. Jakob war bald am ersten Stand und ich konnte nachklettern. Über eine recht steile Passage arbeitete ich mich drüber und kämpfte auch mit dem harten und spröden Eis. Ich machte links auf einer kleinen Eisbank Stand und sicherte Jakob nach. Währendessen kletterte Christian die zweite Länge im steilen Gelände. Jakob machte sich schon für die 3. Länge fertig und kletterte los.

Jakob & ich in unsere 3. Seillänge
Nach ein paar Rastpunkten kletterte Christian rechts unter uns weiter und rastete wieder im leichten Gelände. Ich sicherte Jakob und fotografierte die Seilschaft unter uns. Da merkte ich, dass Christians Kraftreserven schon recht erschöpft waren. Als er sich zum Gerät hängen wollte kippte dieses weg und er tauchte ab. Das zweite Gerät war nur über das andere gelegt und flog mit. Die letzte Schraube war zum Glück recht nahe unter ihm und das Gelände steil. Mit einem lauten Schei….. zog er in die Tiefe bis ihn sein Seilpartner hielt. Nach einem Sturz im Eis liegen die Nerven immer ein wenig blank.

die Ausstiegsseillänge war nochmal ganz interessant
Jakob ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und kletterte souverän, wie immer, weiter. Ich erkundigte mich sofort nach Christians Befinden. Gott sein Dank – alles ok! Die zwei entschieden sich dann für einen Rückzug. Ich bot an die oberen Schrauben mitzunehmen, da wir ja ohnehin über den Fall abseilen wollten. Oben am Stand philosophierte ich ein wenig mit Jakob über den Sturz. Auf jeden Fall waren wir froh, dass nichts passiert war. Die letzte Seillänge hatte es jetzt noch mal in sich. Der Ausstiegsbereich ist immer heikel. An zwei Büschen machte ich Stand und sicherte Jakob im Sonnenschein nach.

ein super Tag :-)
Oben bauten wir einen Abseilstand an einem Busch und ein paar trockenen Astl´n. Alles mit einem Rapidglied verbunden und ab geht´s. Unten fädelten wir noch eine Abalakov mit einem alten Kletterseil (funktioniert perfekt – Danke Jakob) und ab in die Innenstadt. Beim Hinunterfahren fotografierten wir noch ein paar Wasserfälle. Die Bedingungen sind einfach top! Kein Schnee und viel Eis. Gerne hätte ich Jakob zum Schmaranz entführt, der am Sonntag aber leider einen Ruhetag hatte. Beim Hansi in Bad Hofgastein wurden wir mit einer guten Pizza belohnt.

ich in der erste Seillänge der Seidenraupe
Am Abend setzen wir uns noch mit Christoph und Christian auf ein Bier zusammen und plauderten über´s Eisklettern und analysierten seinen Sturz. Am nächsten morgen gingen wir noch mal in die Eisarena. Wir wollten die Seidenraupe klettern. Laut Führer ist diese Linie auch recht selten bei guten Verhältnissen anzutreffen. Oben im Kessel waren jetzt noch mehr Fixseile gespannt, da für Mittwoch Dreharbeiten geplant waren. Unter anderem hing ein 130 Meter Statikseil links neben dem Rodeo. Somit war klar, dass wir unseren Abstieg über diesen mächtigen Abseiler planen mussten!

ein spitzen Eisfall, auch wenn ich die letzten zwei Tage schon spürte
Zuerst hieß es aber hinaufklettern. Das Eis war wie schon am Vortag sehr hart und spröde. Schließlich hatte es auch heute um die Minus zehn Grad! Nach der Querung folgten zwei super Seillängen. Viele Hooks machten die Kletterei zu einem wahren Genuss. Nach den zwei steilen Längen kam noch eine leichtere 4er Länge. Oben am Stand packten wir die Seile weg und suchten den Abseiler. Ein paar Spuren im Schnee erleichterten die Suche. Und da war es, das fette Statikseil, das 130 Meter freihängend in die Tiefe hing.

sicher unser bester Abstieg an dem Wochenende :-)
Was soll ich sagen? Einfach geil! Frei hängend mit perfekter Sicht auf die Eisarena seilten wir uns ab. Im Mordor und Supervisor hackelten noch zwei Seilschaften. Öfters blieb ich stehen und fotografierte was die Kamera hergab. Bei unseren Rucksäcken plauderten wir noch mit ein paar anderen Seilschaften und packten uns zusammen.

einfach ein spitzten Wochenende ;-)
Gemütlich rutschten wir über den unteren Hökarsteig hinunter Richtung Auto. Nach einer kurzen Dusche in unserem Quartier und ein paar Weckerln beim Spar ging es wieder nachhause. Danke für das saugeile Wochenende bei wahrlich perfekten Bedingungen.
die Bilder zu den Fällen sind in meinem Tourenbuch verlinkt.
unsere Pension in Böckstein (22€/Nacht + Frühstück):
Haus Bergkristall Anna Gruber
Sonnblickstraße 6A, 5645 Böckstein
0043-(0) 6434/2947 Telefon, hausbergkristall@sbg.at
Hut ab und alle Achtung!
Absoluter Wahnsinn. Was für Bilder!
Hej du,
wahnsinns tour und wahnsinns bilder.. richtig schaurig-schön…
ligrü nina
Gratuliere dir zu deiner Spitzenleistung, und zu den super-anspruchsvollen Touren …. Supervisor!!!
Schon beim Betrachten der Fotos bekomme ich Herzklopfen!
Bravo, gut gemacht!!!!! Supervisor…superleistung!
WAHNSINN!!!!! SUPER LEISTUNG UND TOP TOUREN!!! Des nenn i mal einen Start nach einer Sehnenscheidenentzündung! Einfach nur genial!
lg Peter