Glocknerwand Großglockner (Überschreitung)


asdfghjklö

Letzte Woche läutete mein Telefon. Es war Michl, der einen Kletterpartner suchte. Das Wetter war im Süden perfekt gemeldet, aber leider waren wir bereits zum Grillen eingeladen, was ich nicht absagen konnte, obwohl ich es vorsichtig versucht hätte. Aber wir fassten das nächste Wochenende ins Auge. Diesmal war Michls Zeit relativ knapp, aber wir planten unseren Start auf Samstag 16:00 von Natschbach NÖ. Somit war klar, wie immer mit Michl, dass es konditionell relativ anspruchsvoll werden würde,da wir die Tour von unten an einem Tag machen wollten.



Das Wetter war perfekt gemeldet und so starteten wir wie geplant. Um 20:00 waren wir in Lienz, wo wir uns noch eine Pizza reinzogen. Gemütlich ging es dann weiter zum Parkplatz vom Lucknerhaus. Dort legten wir uns neben das Auto, um noch ein paar Stunden zu schlafen.

Michl in unserem Nachtquartier – Parkplatz Lucknerhaus

02:45 der Wecker läutet. Es war eine super klare Nacht bei 10°C. Nach einem gemütlichen Frühstück starteten wir Richtung Stüdlhütte. Diese erreichten wir nach 1:30. Von dort ging es gleich weiter Richtung Einstieg.

Sonnenaufgang am Teischnitzkees (Gletscher)

Über das Teischnitzkees war bereits großer Andrang am Stüdlgrat. Eh klar bei dem Wetterbericht. Eine zweite Seilschaft war vor uns, die auch in unsere Richtung unterwegs war und scheinbar auch die Überschreitung machen wollte. Die zwei waren auch sehr flott unterwegs. Vor allem am Grat haben wir die andere Seilschaft dann nicht mehr eingeholt.

fette Gletscherspalten

Ein paar große Spalten waren zum Glück mit Schneebrücken ausgestattet, was unseren Zustieg somit relativ gemütlich gemacht hat. Auch der Bergschrund war relativ unproblematisch und so waren wir ca. um 07:00 am Teufelskampsattel. Dort montierten wir unsere Steigeisen ab und aßen eine Kleinigkeit. Das Wetter war perfekt. Direkt am Grat sind wir dann auf die Hofmannspitze geklettert.

zur Hofmannspitze gingen wir seilfrei

Der Fels ist dort ein wenig brüchig, aber die Kletterei noch sehr leicht. Je direkter man am Grat klettert desto besser ist die Qualität. Das gilt eigentlich für die ganze Tour. Die Linie ist leicht zu finden und ein Verhauer ist faktisch nicht möglich.

sehr guter Fels am Grat

Wichtig immer am Grat bleiben und alles überklettern was sich in den Weg stellt. Einfach nie ausweichen! Eine dritte Seilschaft (Herbert und Thomas), die vom Kastengrat kam, überholten wir relativ rasch. Die vielen Abseiler, ich glaube sieben Stück, waren perfekt eingerichtet – mit Stahlseil, zwei oder drei Bohrhaken und einem Stahlkarabiner (Schrauber), was das Handling extrem vereinfachte.

die Abseilstellen sind perfekt eingerichtet (Stahlseil und Stahlkarabiner)

Zeitweise hatte ich das Gefühlt, dass wir mehr abseilten als klettern. Aber wir rückten dem Großglocknergipfel immer näher. Um 09:30 waren wir in der unteren Glocknerscharte. Von dort geht es dann steil auf das Glocknerhorn, wobei auch hier die Kletterei eher leicht ist und an den „schwierigen“ Stellen auch immer ein Bohrhaken steckt.

kurze Pause auf der Grögerschneid

Bald waren wir dann auf der Grögerschneid, wo wir eine kurze Pause machten. Am Gipfel war bereits Hochbetrieb und wir genossen die Ruhe, da wir faktisch alleine waren. Nach der kurzen Pause ging es dann in 50 Minuten auf den Gipfel. Echt cool wie leicht der Grat im Sommer ist. Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir da mit den Eisen und Geräten herumgekratzt haben.

am Gipfel vom Großglockner 3798m

Am Gipfel machten wir dann nur ein kurzes Foto und stiegen bald wieder ab. Wie immer in der Hochsaison Chaos pur. Wir entschlossen uns das Seil weg zu geben und waren somit relativ schnell wieder unten. Das „Leitl“ ist in einem extrem schlechten Zustand. Da war oben faktisch überhaupt kein Schnee und wir mussten die Hälfte im Schutt abklettern.

das Leitl in echt schlechtem Zustand…

Eigentlich erschreckend, da wir beide das “Leitl” in so einem schlechten Zustand noch nie gesehen haben! Der Rest war dann noch einfacher Abstieg und in Summe relativ problemlos. Bis auf einen kleinen Bergschrund, wo Michl, keine Ahnung wie er das gemacht hat, seinen Helm versenkt hat. Ich vermute dass er schon relativ müde war und so einfach Gewicht sparen wollte.

Danke Michl für die super Tour – Hintergrund Glocknerwand + Gipfel

Um 15:00 waren wir dann schon wieder unten am Parkplatz und dort genossen wir dann unser TAB (Tourenabschlussbier). Die anschließende Heimfahrt war dann zwar noch mal mühsam, aber Themenstoff hatten wir ja mehr als genug. Danke Michl für die lässige Tour!

Eckdaten:
Lucknerhaus (1920 m)
Hofmannspitze (3711m)
Pöschlturm (3721m)
Gerinturm (3718 m)
Draschturm (3716 m)
Weitzenböckturm (3710m)
Peterkaturm (3715)
Südostgipfel Hörtnaglturm (3719m)
Untere Glocknerscharte (3596m)
Teufelshorn (3677m)
Glocknerhorn (3680m)
Großglockner Gipfel (3798m)
Kleinglockner (3770m)

Höhenmeter Aufstieg Gesamt: ↑ 2012 m
Höhenmeter Abstieg Gesamt: ↓ 1878m

Zeiten vom Lucknerhaus:
Teufelskampsattel 3560m (3h 30min)
Untere Glocknerscharte (6h 20min)
Grögerschneid (8h 00min)
Großglockner (8h 50min)
Adlersruhe (9h 50min)
Lucknerhaus (11h 30min)

Material:
6 Expressschlingen (verlängerbar)
3 Friends BD (0,3 blau, 0,5 lila, 1 rot)
1 Kevlar Schnur 120cm
5 Bandschlingen mit Karabiner
1 HMS Karabiner
Abseilgerät + Karabiner (pro Mann)
1 Tibloc (pro Mann)
1 Eisschraube 14 cm (pro Mann)
1 Halbseil Strang 60m (zum klettern doppelt genommen)

Den Bericht vom Michl (Strabag Alpin Team) könnt ihr hier lesen

Die Bilder von der Tour gibt es in meiner Galerie

  1. Hi Florian,
    tolles Blog… und wo wir schon gleiche Nachnamen und ähnliche Blogs haben wollte ich dir einfach mal liebe Grüße aus Hessen da lassen!

    Jörg

  2. He, he, he ja genau dann kann ich überhaupt 3h später aufstehen. Spätestens am Grat kann ich euch dann ans Seil nehmen und wieder hochziehen weil nix weiter geht. … oder sogar 4h? ;-)

  3. Servus Juergen,
    Immer! Dann wären wir auch beim Zustieg mal schneller- könnten den Flo dann zu zweit hinter her ziehen… ;-)

    lG
    michl

  4. Jürgen am 22. August 2012

    Du solltest das G´schichtl in fröhliches Gipfel sammeln umbenennen ;-). Cool Jungs, das nächste mal nehmts mi aber wieder mit :-)!!

  5. sehr schön, das grandiose wetter perfekt ausgenützt!

  6. Weiß nur noch immer nicht, wer dieser alte Bergmann auf der Grögerschneid war: groß, ca. 55-60 Jahre, ungepflegter Vollbart, orange Kopfschüssel…
    Hatte viel Hunger, nahm mir einfach meinen Riegel weg!! ;-)

    Danke Flo!
    michl

  7. sehr starke Leistung Jungs! Ihr seids holt anfoch (Konditions)Viecher!!

    LG aus dem schönen Tirol!