Das Material ist eine sehr entscheidende Komponente. Ich selbst bin ein ziemlicher Materialfetischist und für neue Materialen und Entwicklungen immer sehr offen. Ein großes Thema war immer das Seil. Eigentlich wird für jedes Einsatzgebiet ein anderes Kletterseil benötigt. Sportklettern, alpines Sportklettern, Hallenklettern, alpines Klettern, Eisklettern und Bergsteigen. Die besten Vorzüge hat natürlich immer ein neues Seil. Super Imprägnierung und weiche Handlingeigenschaften. Bei der Wahl meines Halbseiles bin ich beim Beal Cobra II hängen geblieben.
Das tolle „Metergewicht“ von 48g/m machen das Seil zu einem super Allrounder. Sicherlich gibt es leichtere Seile auf dem Markt, aber die Sicherheitsreserven sind schon ein wichtiger Punkt für mich. Und da punktet das Cobra II von Beal voll. Der Durchmesser von 8,6mm ist vom Handling her sehr gut und ich musste auch meine alten Sicherungsgeräte, Reverso bzw. ATC, nicht tauschen. Ich habe mich für ein 60 Meter Seil entschieden, da gerade im Eis die Länge immer gut gebraucht wird. Ich habe lange überlegt, welche Vor- und Nachteile es gibt. Am besten sind hierfür immer Beispiele aus der Praxis.
Es ist Frühling und Manuel und ich nutzen eines dieser genialen verlängerten Wochenenden zum Klettern. Der Altschnee wird immer weniger und die Temperatur immer wärmer. Die Tage werden länger und es wird Zeit für längere und anspruchsvollere Touren. Wir haben extremes Wetterglück und mit viel Motivation fahren wir nach Paklenica in Kroatien.
Ein tolles Gebiet mit einer fetten Nordwand, die 400 Meter in die Höhe ragt. Viele Touren ziehen durch diese Wand. Einige sind sehr gut saniert und eingebohrt. Aber wir hatten ein größeres Ziel. Wir wollten uns die El Condar pasa (8, A1) anschauen. Eine komplett alpine Tour mit ein paar verrosteten Schlaghaken. Da eine moderne Sportkletterroute diese Tour kreuzt, konnten wir im unteren Teil den ein oder anderen Stand mitbenutzen. Die Schlüsselseillänge war aber inklusive der Stände, abgesehen von den Rostgurken, clean.
Ich spürte am Abend ein Kribbeln in den Fingern und akribisch bereiteten wir uns auf den folgenden Tag vor. Wir sortierten unser Material. Gurte, Schuhe, Helm, Magnesium, 1 kompletter Satz Friends und ein paar Größen doppelt, Keile, Schlingen, Expressen… und mein Cobra II von Beal. Den Einstieg konnten wir schnell finden und nach einem kleineren Verhauer waren wir in der Tour. Über die leichteren Längen waren wir recht flott drüber. Dann kam die Schlüsselseillänge. Eine sehr beeindruckende überhängende Dachverschneidung. Ich kletterte solange es ging bis der Riss immer enger wurde. Teilweise war es nass und ich schob noch einen Friend in den Riss und setze mich das erste Mal ins Seil.
Mit zwei Trittleitern und viel Material kämpfte ich mich Meter für Meter höher. Dann schob ich mich über den Überhang. Knallte zwei Friends in den Riss und baute Stand. Auch Manuel arbeitete sich die Seillänge hinauf. Aufgrund des guten Seilhandlings konnten wir die Tour problemlos meistern. Wir freuten uns, dass wir über der Schlüsselseillänge waren. Nach fünf weiteren Längen waren wir dann am Gipfel und feierten bei einem gutem Fisch Essen und ein paar Bier unsere gelungene Tour.
Szenen Wechsel. Es ist bitter kalt und die Temperaturen bewegen sich um -8 Grad. Der Februar hat gerade begonnen. Die Seen frieren und auch die Wasserfälle beginnen aufzubauen. Ein imposanter gefrorener Wasserfall ist schon was sehr schönes.
Gemeinsam mit Jürgen beschließe ich in die Ötschergräben klettern zu gehen. Das Eis ist perfekt und die Lawinensituation ist recht entspannt. Um keine Seilschaften vor uns zu haben, starten wir sehr früh, damit wir die ersten am Einstieg sind. Gemütlich gehen wir durch das Erlauftal zur Blue Box. Wie erwartet sind wir die ersten. Nach einem Schluck Tee und einer kleinen Jause ziehen wir uns Gurte und Steigeisen an und klicken unser Material auf den Gurt. Heute beginnt Jürgen mit dem Vorstieg. Gemütlich geht er die erste Länge.
Durch die Golden Dry Imprägnierung kommt kein Wasser auf die Seilfasern und so bleibt das Seil geschmeidig. Seile, die eine ganze Saison am Fels sind, haben eine aufgeraute Oberfläche. An diesen Fasern bleibt das Wasser hängen und gefriert, wenn der Fall sehr nass ist. Da hilft keine Imprägnierung und wenn’s richtig waschlt und kalt ist, friert das Seil. Also am besten Eiskletterseile nur für’s Eisklettern verwenden (Tipp).
Die zweite Seillänge übernehme dann ich. Diese ist zwar etwas schwieriger, aber nur eine kurze Passage. Nach zwei weiteren Seillängen sind wir bereits am Ausstieg. Bei einem Baum mit vielen Rebschnüren seilen wir wieder ab. Ein Rapidglied erleichtert das Abziehen. Ich knote die Seile mit einem Sackstich zusammen und schmeiße die Enden hinunter. Im Eis ist das traumhaft. Da bleibt nichts hängen sondern das Seil rutscht über das Eis hinunter. Ein herrlicher Tag.
Oft verwende ich auch nur einen Strang. Am Gletscher, auf Schitouren oder im leichten Gelände. Der 8,6mm Durchmesser gibt mir da immer ein gutes Gefühl. Sicher hat jedes Seil seine Vor- und Nachteile. Der einzige Nachteil ist für mich der etwas größere Durchmesser, aber mit der größeren Sicherheitsreserve relativiert sich das wieder. Um gut zu klettern ist mir sehr wichtig, dass ich mich auf mein Material verlassen kann. Ich denke dann nur ans Klettern und nicht an: “Was könnte mein Seil halten. Mittlerweile klettere ich meine 3 Generation Cobra II und bin in Summe sehr zufrieden.
Was kann das Beal Cobra II
- Doppelseil nach UIAA mit CE Prüfung
- Anzahl der Garne 40
- Gewicht pro Meter 48 g
- Fangstoß garantierter 5.10 kn
- Anzahl der Stürze UIAA 18-20
- Seildehnung bei dynamischer Belastung 11,5 %
- Mantelanteil: 39%
- Hält einen Faktor 1,77 Sturz über eine Kante mit 0,75mm Radius
- Niedriger Fangstoß und hohe Sturzzahl
Exzellenter Kompromiss aus Gewicht und Robustheit. Der Klassiker fürs Abenteuerklettern. Leichtigkeit und gute Handhabung erleichtert den Gebrauch in langen Routen und im Eis. Entspricht den meisten Anforderungen auch im schwierigen Gelände.