Vor Jahren, als die handschlaufenlose Eiskletterei ihren Einzug fand, stellte sich sehr bald die Frage wie man diese neu gewonnene Freiheit in die Nordwände übertragen könne. Die alten Bilder in der Eis und Felskletterfibel von Pit Schubert zeigen Bergsteiger die ihre Pickel mit den geraden Schäften über Reepschnüre an ihre Brust und Hüftgurte schnallten. Der höher liegende Verbindungs- und Anknüpfpunkt ermöglichte diese starre Verbindung zwischen Eisbeil und Gurt. Ebenso war meist ein gleitender Ring um den Schaft angebracht, der eine Relativbewegung erlaubte. Durch die erweiterte Technik und das Verschwinden des Brustgurtes erhält man bei statischer Verbindung zusätzlich zur Sicherung der Geräte bei gewünschtem Bewegungsumfang leider eine „Stolper-Schlaufe“. Vor allem dann, wenn man in geneigten Flanken mit Kopfgrifftechnik unterwegs ist. Ein Kürzen der Schnüre schränkt logischerweise das Eisklettern in steilen Eiswänden massiv ein. Als Lösung hat es bis vor kurzem nur zwei Ansätze gegeben. Ersterer, der Riskante, vertraute auf die eigene Fähigkeit und darauf, dass nichts Unvorhergesehenes passiert. Man kletterte einfach ohne Sicherung der Eisgeräte. Natürlich war das sehr spannend, wenn man in schwierigen Felspassagen das Gerät über die Schulter legte oder dieses in einer Felsritze verkeilte um zwischenzeitlich mit der freien Hand die Strukturen der Wand zu prüfen. Die Alternative, die Entspannte, war einfach die alte Garnitur Eisgeräte zu verwenden, die mit einem Handschlaufensystem ausgestattet waren. Gerade in anspruchsvollen Touren, wo Fels und Eis zu meistern sind, sind beides keine zufriedenstellenden Lösungen. Einerseits wäre der Verlust eines Eisgerätes oft verheerend und andererseits möchte man auch jenes Tool verwenden, dass man auch vom Wasserfallklettern gewöhnt ist. Nicht nötig zu erwähnen, wie vorteilhaft es ist, leash less zu klettern.
All dies und das Interesse an einer Verbesserung meines Materials brachte mich dazu mir mit Hilfe eines Schlauchbandes und einem primitiven Hosenbund-Gummi eine elastische Leash zu basteln. Wie so oft gab es hier die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit, aber eigentlich funktionierte diese Lösung sehr gut. Später kamen diverse bauähnliche kommerzielle Produkte auf den Markt, neben der Boa Leash von Blue Ice kam auch die sehr überzeugende Spinner Leash von Black Diamond. Ich zögerte nicht lange und besorgte mir das Accessoire. Jene limitierenden Faktoren für den Einsatz der selbstgebauten Verbindung waren zur Gänze beseitigt. Vor allem das Drehgelenk, dass somit ein ungehindertes Seiten wechseln der Geräte ermöglicht – ohne das es zu Verdrillung der Bandschlingenstränge und dadurch zur Verkürzung der Reichweite kommt – ist phänomenal. Auch die Sonderanfertigung der schmalen Karabiner ist sehr nützlich. Gerade hier wäre unnötiges Gewicht sehr störend. Die ringförmige Bandschlinde die durch einen Ankerstich am Gurt befestigt wird, ist auf dem ersten Blick falsch zusammen genäht, doch lässt sich diese bei richtiger Anwendung lagerichtig durch den zentralen Ring des Hüftgurtes führen. Trotz der eher knappen Dimensionierung dieser, ist die Größe ausreichend.
Als einzigen kleinen Verbesserungsvorschlag würde ich einen vielleicht schwächeren Gummi vorschlagen, da gerade Bergsteiger mit großer Spannweite, bei maximaler Dehnung des Bandes eine beachtliche Kraft aufbringen müssen, was mit der Zeit sehr ermüdend wird. Natürlich wird die Elastizität mit der Zeit abnehmen, doch wären zwei Größen eventuell eine gangbare Lösung für dieses Problem gewesen. Die bedingte Einsetzbarkeit mit dem ebenso sehr gut gelungenen Nomic von Petzl liegt eher an der nicht sehr gut gewählten Bohrung in der Mitte des Griffes vom Gerät. Gewiefte Fertigungstechniker und Designer können sich jedoch Abhilfe schaffen oder einfach eine dünne Reepschnur durch den Griff führen um keine Einbußen bei der Führung des Gerätes zu haben. Die Kompatibilität mit fast allen restlichen Eisgeräten ist jedoch gegeben.
Im Großen und Ganzen ist die Leash ein typisch hochwertiges Produkt der Firma Black Diamond, dass jeder Bergsteiger sein Eigen nennen sollte. Empfehlung!
Autor: Jakob Karner
Umbaut Tipps für´s Nomic
http://coldthistle.blogspot.com/2010/09/nomic-mods.html
http://coldthistletools.blogspot.com/2010/08/ice-climbing-gear.html