Eines meiner ersten Ausrüstungsgegenstände war sicherlich die Expressschlinge. Diese besteht in den meisten Fällen aus zwei Schnappkarabinern verbunden mit einem Bandelement. Heutzutage gibt es viele verschiedene Ausführungen und Möglichkeiten. Die Expressschlinge ist auch unter vielen anderen Namen bekannt wie: Expresse, Exe, Runner, Set etc. Aber da es ja viele verschiedene Exemplare auf dem Markt gibt, stellt sich die Frage auf was es bei einer „guten“ Exe eigentlich ankommt. In erster Linie ist auf jeden Fall die Sicherheit entscheidend und somit die Bruchkräfte. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich meine ersten drei Exen gekauft habe. Das waren 130 g (2 x Schnappkarabiner + Schlinge) Dinger, die eine Offenbelastung von 10kN hatten.
Die Bruchlast?
Die Bruchlast muss immer auf den Schnappern erkenntlich sein. Diese ist entweder geprägt, gelasert oder im Herstellwerkzeug berücksichtigt. Normalerweise sollten immer drei Bruchwerte vorhanden sein. Schnapper offen, längs, quer und die entsprechende Einheit (kN). Diese Werte sind getestete Festigkeiten (laut Norm). Bei Exen mit zwei verschiedenen Schnappkarabinern, zum Beispiel wenn ein Schnapper mit Drahtbügel ausgeführt ist, kann auch die Bruchlast unterschiedlich sein! Sollte keine Festigkeitsbezeichnung auf den Schnappkarabinern zu sehen sein, Finger weg!
Was sind jetzt die richtigen Werte nach welchen man auswählen sollte? Ich glaube hier muss man ein wenig unterscheiden für welches Einsatzgebiet die Exen verwendet werden. Dort wo Gewicht keine Rolle spielt, d.h. bei „normalem“ Sportklettern oder auch Sportalpinklettern, würde ich Exen mit etwas mehr Sicherheit verwenden, sprich mit einer Offenbruchlast von 10kN. Im alpinen Gelände oder bei sehr langen Touren kommt es extrem aufs Gewicht an, d.h. etwas leichtes ist gefragt. Der beste Kompromiss ist hier für mich die Helium von Wild Country (76g und Offenbruchlast von 10kN). Diese Schlinge gehört für mich zurzeit zum Besten, was es auf dem Markt gibt. Bei 10 Schlingen ist der Gewichtsunterschied zu einer herkömmlichen Express (Bsp. AustriAlpin „Magic“) 390 g (fast ein halber Kilo) und das ist viel. Aber es gibt noch mehr Vorteile, welche diese Express zu meinem ständigen Begleiter macht:
Vorteile:
- Gewicht 76g (2 x Schnappkarabiner + Dyneema Schlinge)
- Karabiner ohne Nase
- Sehr gutes Handling und große Öffnung
- Hakenseite und Seilseite baugleich
- Sehr gute Festigkeitswerte trotz Leichtbau: Bruchwerte: Schnapper offen 10kN, längs 24kN, quer 7kN
- Hergestellt im heißgeschmiedeten Verfahren – hohe Verformbarkeit im Gegensatz zu den klassischen Karabinern
Nachteile:
- Relativ großer Kopf, wo der Drahtbügel („clean Wire“) einschnappt. Bei Haken oder alten Laschen mit sehr kleinem Durchmesser hatte ich schon Probleme, da ich diese nicht durchbekommen habe (Alternative die Astro von Wild Country, leider mit Nase)
- Karabiner verdrehen sich relativ leicht in der Dyneemaschlinge (im nicht fixierten Teil, hakenseitig)
Verbindungselement vernähtes Band?
Die zwei Schnapper sind immer durch ein Bandmaterial verbunden. Das kann aus Polyamid oder Dyneema sein. Heutzutage ist das meistens ein Mischgewebe oder Dyneema (dünne Schlinge). Die Schwachstelle der Verbindung ist meistens die Naht, die mit 22 kN begrenzt ist. Ob das Band dick oder dünn ist, ist prinzipiell egal, ich bevorzuge dünne Verbindungselemente, da diese leichter sind.
Natürlich stellt sich jetzt die Frage, warum ein Schnapper 26 kN Längsbelastung hat, da ja die Schlinge nur mit 22 kN zugelassen ist. Die Frage habe ich mir schon öfter gestellt, kann diese aber nicht beantworten. Im Sturzfall ist die Belastung, im hakenseitigen Schnapper relativ hoch und punktuell. Eventuell bringt hier die höhere Bruchlast mehr Sicherheit auf die Punktuelle Belastung? Weiteres ergeben sich bei einer stärkeren Bauweise natürlich auch höhere Festigkeitswerte.
Fixierung vom Karabiner (Schnapper) in der Schlinge?
Generell sollte der hakenseitige Karabiner (wo ich im Bolt einhänge) immer lose sein. Je größer hier das Auge, desto weniger Gefahr besteht, dass sich dieser selbst aushängt. Der seilseitige Schnapper (wo ich mein Seil einhänge) sollte immer fixiert sein. Beim Helium von Wild Country ist die Hakenseite und Seilseite baugleich (nur Farbunterschied). Ich persönlich nehme hier keine Rücksicht, wo ich Seil und Haken einhänge, da ich beide Karabiner „speziell“ fixiert habe (entgegen der Lehrmeinung!). Wenn ich den Karabinern aufgrund der vielen Kerben nicht mehr vertraue, sollte ich diese sowieso ausscheiden, was bei mir bis jetzt noch nicht der Fall ist.
Was ist eine Nase?
Was ich heutzutage vermeiden würde, ist Karabiner mit Nasen zu verwenden. Egal ob bei Exen oder anderem Kletterzeug. Eine Nase ist für mich immer störend und kann zu vielen Problemen führen, die ich ohne Nase vermeiden kann.
Drahtbügel oder nicht?
Ein Drahtbügel macht auf jeden Fall Sinn. Vor allem beim seilseitigen Karabiner, da im Sturzfall der Schnapper gegen den Fels knallen kann. Aufgrund des Massenträgheitsmomentes (Eigengewicht des beweglichen Bügels) kann dieser leicht aufschnappen, was zur Folge hat, dass wir eine Offenbruchlast haben. Bei Drahtbügeln ist die Gefahr geringer, da auch das Gewicht des Bügels wesentlich geringer ist, als bei einer „vollen“ Ausführung. Alte Drahtbügelvarianten stehen teilweise auf der Seite über was auch ein Problem sein könnte. Also beim Drahtbügel darauf achten das dieser nicht seitlich übersteht und keine Nase hat!
g… Gramm
kN… KiloNewton