Vor ungefähr zwölf Jahren habe ich mir die erste Goretex Jacke gekauft. Damals natürlich das Extrem Model von Mammut, selbstredend in aggressivem Orange. Im Vergleich zu den herkömmlichen Anoraks, die momentan ein Revival als Primaloftjacken durchmachen, damals ein Quantensprung an Technik, Verarbeitung und Funktionalität. Zu dieser Zeit war die Jacke eine der wenigen Optionen, um sich vor Schnee und Sturm entsprechend zu schützen. Heute gibt es zahlreiche Alternativen und sehr gute Produkte. Jahrelang war mir die Extrem ein hochfunktioneller Begleiter, ob in den Anden, dem Karakorum oder in den Alpen, fehlen durfte sie nie.
Die durch UV Licht geschwächte Membrane hatte ihre beste Zeit jedoch schon länger überschritten und es war an der Zeit in eine neue Jacke zu investieren. Die Wahl war nicht allzu leicht zu treffen, immerhin bietet der Markt zahlreiche Produkte und auch die Anwendungsgebiete überschneiden sich mittlerweile sehr. Die Wahl fiel schlussendlich auf eine die Alpha SL Paclite von Arcteryx, ein leichtes Model, das einen Kompromiss in Gewicht und Widerstandsfähigkeit verspricht. Die hohe Qualität der verwendeten Materialien sind schon beim ersten Kontakte ersichtlich. Ebenso ist die Einstellmöglichkeit der Kapuze nicht nur von theoretischer Natur. Auch mit Helm lässt sich diese problemlos anpassen. Eine große Palette an Farben und ein moderner Schnitt, hinten etwas länger, trugen zur Auswahl bei.
Auf meiner ersten Tour war ich noch sehr überrascht, dass mir der Wind unangenehm unter die schützende Hülle dringen konnte. Wieder daheim fand ich dann eine weitere Einstellmöglichkeit, die schlussendlich eine optimale Anpassung ermöglicht (innen im Kragen!).
Der Grund warum es die Alpha SL wurde und nicht eine der sehr toll wirkenden Pro Shells von Arcteryx war schlicht und einfach der Preis. 600 Euro vs. 300 Euro machten mir die Entscheidung sehr leicht. Verwunderlicherweise scheint die Widerstandsfähigkeit der Paclite nicht allzu schlecht zu sein, immerhin habe ich mich schon durch einige unangenehme Mixedlängen gequält, wo ich doch den einen oder anderen Schrupp-Schleifkontkat mit Felsen hatte. Die Performance in Wind und Schnee durfte ich bei Begehungen mit blizzardartigen Bedingungen ausgiebig testen und ich muss sagen, super!
Zwölf Jahre an Entwicklung merkt man an allen Ecken und Enden der Jacke und dies teilweise auch sehr eindrücklich! Die wohl offensichtlichste Verbesserung ist das Gewicht, deutlich mehr als die Hälfte konnte hier eingespart werden. Leider hat sich jedoch auch die Lebensdauer der Artikel sehr stark reduziert. Dies ist bei allen Produkten im Bergsport und der Allgemeinheit zu sehen. Getrieben durch Umsatz und Gewinn sind die mittlerweile zu global agierenden Sportartikelhersteller gewordenen Unternehmen im Bergsport natürlich auch daran interessiert möglichst oft Neues zu verkaufen. Die Bestrebung immer leichtere Artikel herzustellen und dies mit Qualität und Schnelligkeit zu argumentieren wirkt hier als vorgeschobenes Argument. Denn schaut man sich die extrem kurzen Verwendungszyklen an, so korreliert die Gewichtsreduktion ganz klar mit Anfälligkeit und nicht mit Qualität. Der Kundenwunsch nach leichteren Produkten, um möglichst beschwerdefrei und ungehindert Touren unternehmen zu können, spielt der Industrie natürlich sehr in die Hände. Das Fazit daraus ist wohl, dass ich dieses sehr tolle Produkt trotz der sehr guten Verarbeitung und Materialien vermutlich keine zwölf Jahre im Einsatz haben werde. Schade, aber wohl ein Zeichen der Zeit.
Zusammengefasst hat die Jacke nach den ersten Einsätzen sehr überzeugt. Bei Schlechtwetter, nassen Eisklettereien und als Reserve im Rucksack macht sie einen sehr guten Eindruck. Sie präsentiert sich auch bei schweißtreibenden Schitouren nicht schlecht. Die Membran versucht zumindest ein gutes Klima zu schaffen, dies gelingt wie bei allen Goretexprodukten jedoch nur schleppend.
Text: Jakob Karner